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Bildung macht Zukunft

Das Motto der Aktionswochen 2015 der Globalen Bildungskampagne 'Weltklasse! Bildung macht Zukunft' war Titel einer Veranstaltung am 6. Mai in Hamburg, bei der die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe mit Regierungsvertretern und internationalen Bildungsexperten über Bildung und Entwicklung diskutierte.

Zur Kooperationsveranstaltung von Plan Deutschland und Globaler Bildungskampagne am 6. Mai im Haus der Philanthropie in Hamburg war für die breitgefächerte Zivilgesellschaft der Plan-Vertreter und frühere UN-Beauftragte für das Recht auf Bildung Vernor Muñoz eingeladen, für die Politik der Leiter des Referats Bildung im Ministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Roland Lindenthal, und als Vertreterin der Hauptakteure für Bildung, der Pädagoginnen und Pädagogen, die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Marlis Tepe. Mit den RepräsentantInnen dieser drei entscheidenden Säulen für die Verwirklichung der Teilhabe an der Zukunftsgestaltung durch Bildung erwartete das zahlreich erschienene Publikum einen spannenden Abend.

Neue Entwicklungsziele bis 2030

Der Costa Ricaner Vernor Muñoz stellte in seinem einleitenden Referat die besondere Bedeutung des Jahres 2015 heraus. In diesem Jahr laufen die zur Jahrtausendwende vereinbarten UN-Millenniumsentwicklungsziele aus, die im Bildungsbereich noch lange nicht erreicht sind. Aktuell werden daher neue Ziele für das Jahr 2030 unter dem Titel 'Nachhaltigkeit' verhandelt, die in der Septembersitzung der UN-Vollversammlung beschlossen werden sollen. Diese sogenannte Post-2015 Agenda müsse an erster Stelle qualitativ gute Bildung gewährleisten, die gebührenfrei und für alle Menschen zugängig ist, so Muñoz. Bildung müsse in einem sicheren, gewalt- und diskriminierungsfreien Raum stattfinden. Menschen mit Behinderung oder unterschiedlicher ethnischer Herkunft müssten besonders berücksichtigt werden. Muñoz benutzte dafür ein schönes Bild: „Qualität und gleiche Behandlung (im Englischen: quality and equality) sind die Flügel ein und desselben Vogels.“ Besonders hob er die Arbeit von Plan für den Zugang von Mädchen zu Bildung hervor. Gewalt und Armut hindern weltweit Mädchen und Frauen am Schulbesuch.

Politischer Wille gefordert

Muñoz forderte, dass der Schulbesuch kostenfrei sein und bleiben muss. Er sprach sich gegen schnell wachsende 'low-fee' (geringe Schulgebühr) Privatschulen aus, die sich vor allem in Afrika rasant ausbreiten. Bildung dürfe nicht in die Verantwortung von profitorientierten Unternehmen übergehen. Es sei daher absolut notwendig, dass Bildung umfassend geschieht, Grundlagen für die Erziehung mündiger und kritischer Bürgerinnen und Bürger legt und sich nicht nur an eng messbaren Ergebnissen orientiert. Natürlich müsse die Finanzierung gewährleistet sein. Plan unterstützt die Forderung, dass sechs Prozent des BIP und mindestens zwanzig Prozent der Ausgaben der öffentlichen Haushalte in Bildung fließen sollen. Dies könne umgesetzt werden, wenn der politische Wille dazu da ist. Bei allen Überlegungen sollte immer das Wohl und die Entwicklung der Lernenden im Mittelpunkt stehen.

Mehr Geld für Bildung statt für Rüstung

In der Podiumsdiskussion wurden die Grenzen des politischen Handelns sehr offensichtlich. Roland Lindenthal pries zwar die Steigerung der Mittel für Bildung im BMZ-Etat, verwies aber zugleich auf die Begehrlichkeiten am Kuchen des Entwicklungshaushalts, wo Bildung es schwer habe, bei den vielen multi- und bilateralen Verpflichtungen den von den Befürwortern gewünschten Stellenwert zu bekommen. Berufliche Bildung spiele eine wichtige Rolle, auch in Grundbildung sollen mehr Gelder fließen. Marlis Tepe unterstrich die Bedeutung von qualitativ guter Bildung, angemessenen Rahmenbedingungen und existenzsichernder Bezahlung von Lehrkräften, für die sich die GEW im weltweiten Zusammenschluss der Bildungsgewerkschaften, der Bildungsinternationale (BI), einsetzt. Sie zitierte die eindringliche Zahl aus dem gerade von der UNESCO veröffentlichten Weltbildungsbericht, nach dem zusätzlich 22 Mrd. US$ jährlich notwendig seien, um weltweit jedem Kind Zugang zu guter Bildung zu gewährleisten. Dies entspricht den globalen Rüstungsausgaben von nur 4,5 Tagen.

Zusammenarbeit aller Akteure notwendig

Versuche aus dem Publikum, die Politikerposition zu schärfen, waren leider vergeblich. Sehr konkret wurde Vernor Muñoz, als er die Arbeit von Plan International am Beispiel Nepal darlegte, wo Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort gleich nach dem schweren Erdbeben helfen konnten oder wie Plan Aufklärungsprojekte oder Weiterbildungsangebote zusammen mit afrikanischen, lateinamerikanischen oder asiatischen Partnerinnen und Partnern durchführt. Wie wichtig trotz staatlicher Verantwortung weiterhin der Beitrag von privaten Spenderinnen und Spendern ist, hob Marlis Tepe zum Schluss hervor. So kann Plan seine wichtigen Projekte ebenso wie die GEW mit ihrer Stiftung 'Fair Childhood - Bildung statt Kinderarbeit' nur mit der Unterstützung von Spendengeldern leisten. Einigkeit bestand darin, dass Bildung Zukunft macht, wenn Politik, Zivilgesellschaft und demokratisch gewählte Fachleute zusammenarbeiten.

Text: Barbara Geier
Fotos: Plan, Barbara Geier