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„Bildung ist der Schlüssel“

Verena Bentele, Ex-Spitzensportlerin und neue Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, über Inklusion und die Ziele der Globalen Bildungskampagne*. Sie hat vier Weltmeisterschaften sowie zwölf Goldmedaillen im Biathlon und Skilanglauf bei den Paralympics gewonnen. Als Botschafterin der Christoffel Blindenmission engagiert sich die 32-Jährige auch für die Globale Bildungskampagne.

E&W: Inklusion steht nicht nur in Deutschland auf der Agenda. Die Globale Bildungskampagne rückt bei den Aktionswochen das Recht behinderter Menschen auf Bildung in Entwicklungsländern in den Fokus. Warum?
Verena Bentele: Weltweit gibt es eine Milliarde Menschen mit Behinderungen, die allermeisten leben in armen Ländern, in denen man sie besonders stark benachteiligt. Dort besucht nach Information der UNESCO nur eines von zehn Kindern mit Handicaps regelmäßig die Schule. Für mich steht fest: Das muss sich ändern. Bildung ist der Schlüssel zur besseren Zukunft dieser Heranwachsenden, zu Einkommen und einem Leben ohne Armut. Deshalb ist es so wichtig, behinderte Menschen in der internationalen Entwicklungsarbeit besonders in den Blick zu nehmen.

E&W: Sie haben vergangenes Jahr in Tansania eine Schule besucht, in der blinde und sehende Kinder gemeinsam lernen. Was haben Sie an Eindrücken mitgenommen?
Bentele: Vor allem, wie einfach Inklusion sein kann. Als ich den Lehrer fragte, wie in der Klasse die Zusammenarbeit funktioniere, antwortete er: „Jeder blinde Schüler sitzt neben einem sehenden, und wenn sie sich mal zerstreiten, setzt man sie eben um.“ Das war für mich so ein tolles Beispiel, weil es ­zeigte: Inklusion wird von der Schulgemeinschaft getragen. Leider fehlt den Schulen in den Ländern Afrikas beispielsweise das Geld, um qualifizierte Lehrerinnen und Lehrer einzustellen und die nötige Ausstattung der Einrichtungen zu bezahlen.

E&W: Was muss die Politik tun?
Bentele: Das Recht auf Bildung ist ein Menschenrecht. Die UN-Mitgliedsstaaten haben in ihrer Millenniumserklärung (s. Kasten) versprochen, jedem Kind bis 2015 eine kostenlose und gute Grundbildung zu ermöglichen. Klar ist also, solange man behinderte Kinder und Jugendliche von Bildung ausschließt, ist dieses Ziel nicht zu erreichen. Deshalb muss die gleichberechtigte Teilnahme aller Kinder an Bildung weltweit politische Priorität haben.

E&W: Welches Ziel verfolgt die Globale Bildungskampagne, die Sie unterstützen?
Bentele: Jedes Jahr finden Aktionswochen statt, an denen sich alle beteiligen können. Sowohl Schülerinnen und Schüler als auch Lehrerinnen und Lehrer erhalten kostenloses Unterrichtsmaterial. Dabei geht es in Deutschland darum, über die Ziele der Kampagne aufzuklären. Von vielen Problemen auf der Welt erfahren die Menschen hierzulande nichts. Wer aber um die Schwierigkeiten der Menschen in anderen Ländern weiß, ist eher bereit zu helfen. Kleine wie große Schritte sind wichtig, um unsere Welt gerechter zu machen.