Wir treffen als nächstes im gleichen Ort die Mitglieder des Water- and Sanitation Committee (Watsan). Alle Gruppierungen sind darin vertreten, gewählt von der Dorfversammlung. Sie motivieren die Dorfbewohner Toiletten zu bauen und zu erhalten. Sie treiben voran, dass Wasserleitungen gelegt werden und klären auf in hygienischen Fragen.
In Dihinarayanai versammelt sich auf offener Terrasse, wo normalerweise Unterricht stattfindet, ein Elternkomitee. Sie loben den Lehrer für die Unterstützung ihrer Kinder durch Nachhilfe und Brückenkurse und wünschen sich noch mehr davon.
Die Zusammenkunft mit Lehrern einer Öffentlichen Schule mit der KJKS gut zusammenarbeitet, ist nicht so ergiebig. Da wir unseren Zeitplan nicht ganz einhalten konnten, kommen wir gerade in die Mittagspause, in der die Schüler ein von der Regierung gesponsertes Essen einnehmen. Zeit auch für uns ins Büro nach Mohanpur zurückzukehren und uns zu stärken.
Danach begeben wir uns ins Obergeschoss des Gemeindehauses zu einem Informationstausch mit den Mitgliedern der Kommunalen Selbstverwaltung, den Vertretern der einzelnen Dörfer von Mohanpur (Gram Panchayat). Sie setzen sich vehement für die Rechte der Dorfbevölkerung ein, wie die Diskussion deutlich macht.
Vor dem Gemeindehaus parkt die Mobile Bibliothek des Projekts: ein umgebautes Fahrrad. Der Aufbau besteht aus durchsichtigem Plastikglas, innen sind Regale, mit Büchern gefüllt. Schade, dass die Bücher bei der rumpeligen Fahrt in die Dörfer aus den Regalen rutschen. Das könnte noch verbessert werden.
In Mohanpur-I mit Rikscha angelangt, erfreut die Lehrerin einer Kindertagesstätte die Kleinen mit selbstgefertigten Lernspielen. Gleich gesellt sich noch eine Müttergruppe dazu, die aktiv mitarbeitet. Und wieder ein heißer Ritt mit der Motorrikscha, diesmal über eine Hängebrücke, die uns nicht alle gleichzeitig trägt. Wir gelangen nach Kaimabad, einem nicht ganz so armen Dorf, wie man an den rund um einen Dorfplatz gebauten Behausungen sieht. Den gleichen Weg wie wir hat vor uns die Mobile Bibliothek zurückgelegt. Ein Mädchen registriert in einem großen Buch die Ein- und Ausgänge der Bücher, die von den offensichtlich lesehungrigen Dorfbewohnern ausgeliehen werden.
Zurück im Büro sind alle 19 Mitarbeiter des Projekts versammelt, um mit uns zu diskutieren. Eine Mitarbeiterin will wegen des Problems der Kinderehen wissen, wie das bei uns in Deutschland geregelt ist. Der Sekretär stellt nochmals klar, dass wir private Besucher sind und der offizielle Besuch von „Helga“ aus Deutschland im Herbst erfolgt.
Wir bedanken uns für den umfänglichen Projektbesuch und ermuntern alle Mitarbeiter sich weiterhin so engagiert für die Projektziele einzusetzen. Geschenke werden ausgetauscht und um 17:15 Uhr starten wir durch nach Kalkutta wo wir wegen des starken Abendverkehrs erst um 19:30 Uhr eintreffen.
Der ausgezeichnet geplante und durchgeführte Projektbesuch gab Einblick in die äußerst vielschichtige Arbeit von KJKS in der Verbandsgemeinde Mohanpur. Die 10 Nachhilfezentren und 3 Brückenschulen helfen – mit sehr engagierten Lehrern in enger Zusammenarbeit mit Eltern-, Müttergruppen, Öffentlichen Schulen und der Gemeindeselbstverwaltung- Benachteiligungen auszugleichen, die Zahl der Schulabbrecher erheblich zu reduzieren und so dem Recht auf Bildung zum Durchbruch zu verhelfen.
Der Erfolg bliebe aus, würden nicht auch die Lebensbedingungen der Dorfbewohner verbessert. So ergänzen umfangreiche Maßnahmen wie Toilettenbau, Trinkwasserversorgung, Hygieneaufklärung, Kampf gegen Kinderarbeit und Kinderehen u.v.m. in einem Netzwerk von Bürgerbeteiligung, Komitees und kommunaler Selbstverwaltung die Projektarbeit. Den 19 Mitarbeitern von KJKS und dem Sekretär Swapan Panda sei herzlich gedankt für die qualifizierte und ambitionierte Arbeit.
Text und Fotos: Brigitte und Bert Färber, April 2015