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"Bildung allein kann Intoleranz nicht beseitigen"

Intoleranz ist laut Zentralrat der Juden in die Mitte der Gesellschaft gewandert. Wenn in Österreich ein rechtspopulistischer Präsidentschaftskandidat auf 49,7 Prozent komme, seien nicht nur die Ränder betroffen, sagt Präsident Josef Schuster.

Foto: Flickr: strassenstriche.net / "AfD-Wahlkampfauftakt", CC BY-NC 2.0

(Foto: strassenstriche.net / CC BY-NC 2.0)

"Es gibt einen politischen Rechtsruck in der Gesellschaft, der sich in Intoleranz und Menschenfeindlichkeit zeigt", betonte Schuster, der auch Vizepräsident des European Jewish Congress ist, im "E&W"-Interview. "Das gilt allerdings nicht nur für Deutschland, sondern für ganz Europa. Wir brauchen nur nach Österreich zu schauen, auch in Frankreich oder Schweden gibt es solche Entwicklungen."

Ein Teil der in Deutschland lebenden Menschen und damit ein Teil der deutschen Gesellschaft werde ausdrücklich ausgeschlossen und damit diskriminiert – beispielsweise Muslime, die seit Jahrzehnten in Deutschland lebten und die deutsche Staatsangehörigkeit hätten. "Zumindest durch eine politische Partei, die Alternative für Deutschland (AfD), wird ihre Existenzberechtigung in Frage gestellt." Auch die Gewalt nehme zu: "Wenn man sich anschaut, gegen wie viele Asylbewerberheime es 2015 und auch schon in diesem Jahr gewaltsame Anschläge gab, dann sehen wir dramatische Veränderungen."

Religionsgemeinschaften können mit ihren Werten zwar Ausgrenzung und Gewalt entgegenwirken. "Aber die Religionsgemeinschaften haben nicht mehr die Reichweite wie vor 30 Jahren." Zudem seien es nicht nur bildungsferne Schichten, in denen eine zunehmende Intoleranz zu beobachten sei. Bildung könne zwar einen Beitrag für mehr Toleranz leisten. "Wir müssen uns aber auch im Klaren darüber sein, dass Bildung allein nicht genügt, um Intoleranz zu beseitigen."

Das komplette Interview von Anja Krüger ist in der Oktoberausgabe der "E&W" abgedruckt.

Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Foto: imago