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Prognose des Bundesinstituts für Berufsbildung

Vollzeitschulische Berufe aufwerten!

Wie entwickelt sich der Arbeitsmarkt bis zum Jahr 2040? Das BIBB prognostiziert, wie sich das Ausscheiden der Babyboomer und die Folgen der Corona-Pandemie auswirken werden. Die GEW fordert, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Im Bereich Erziehung, Gesundheit und Soziales werden auch in der Zukunft viele Fachkräfte fehlen. (Foto: GEW)

Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) hat mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) eine Prognose zur voraussichtlichen Entwicklung des deutschen Arbeitsmarkts bis zum Jahr 2040 unter Berücksichtigung der demographischen Entwicklung sowie der Corona-Krise aufgestellt. Demzufolge wird die Branche „Gesundheits- und Sozialwesen“ mit rund sieben Millionen Personen im Jahr 2040 die mit Abstand meisten Erwerbstätigen stellen und von Engpässen auf Fachkraftebene geprägt sein.

„Dem Fachkräftemangel entgegenwirken“

Die GEW fordert, dass die vollzeitschulischen Berufe, die durch die Entwicklungen an Bedeutung gewinnen werden, stärkere Beachtung und Aufwertung erfahren sollen. „Insbesondere im Bereich Erziehung, Gesundheit, Soziales muss jetzt schon deutlich nachgesteuert werden, um dem drohendem Fachkräftemangel entgegen zu wirken“, so Ansgar Klinger, Leiter des GEW Vorstandsbereichs berufliche Bildung und Weiterbildung.

Der vor allem durch Frauen geprägte Bereich ist bestimmt von Unterbezahlung, hoher Belastung und atypischen Arbeitszeiten. Ausbildungen müssen gefördert und besser entlohnt werden.

Laut BIBB-Report nimmt die Erwerbstätigkeit im „Verarbeitenden Gewerbe“ hingegen zwischen 2019 und 2040 um rund 1,6 Millionen Personen ab. Hier wirkt die nachlassende Dynamik der Exporte und auch der Anpassungsdruck in Einzelbranchen wie der Automobilindustrie.

Corona wirft Wirtschaft um drei Jahre zurück

Der BIBB-Report zeigt zudem auf, dass die Folgen der COVID-19-Pandemie die Wirtschaftsleistung langfristig um drei Jahre zurückwerfen werden. Trotz der Kurzarbeit wird auch die Erwerbslosigkeit kurzfristig ansteigen. In den Jahren 2020 und 2021 werden jeweils rund 600.000 Erwerbstätige weniger benötigt, als dies ohne Corona der Fall gewesen wäre. Vor allem im Gastgewerbe ist die Beschäftigung eingebrochen. BIBB und IAB prognostizieren jedoch eine Stabilisierung der Erwerbstätigkeit ab 2022. In der Dienstleistungsbranche verliert vor allem die Branche „Handel, Instandsetzen und Reparatur von Kraftfahrzeugen und Gebrauchsgütern“ an Erwerbstätigenanteilen.

Gute und tarifliche Arbeitsverhältnisse sichern

Trotz dieser Einbrüche soll die Zahl der Erwerbslosen langfristig zurückgehen, so der BIBB-Report. Das Ausscheiden der Babyboomer-Generation aus dem Erwerbsleben senkt die Zahl der Erwerbspersonen und erhöht zugleich die Zahl der zu versorgenden Personen. Während derzeit knapp fünf Personen im erwerbsfähigen Alter einer Person über 70 Jahren gegenüberstehen, sind es im Jahr 2040 nur noch drei Personen.

Neben dem Gesundheitssektor nimmt die Erwerbstätigkeit auch bei „freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistern“ und „sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistern“ kontinuierlich zu, so die BIBB-Prognose für 2040. Vermehrte Selbständigkeit wird die Sozialpartner verstärkt vor die Herausforderung stellen, gute und tarifliche Arbeitsverhältnisse zu sichern.