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Berufswahl klischeefrei fördern

Gleichberechtigung im Übergang von Schule zu Beruf oder Studium ist kein Selbstläufer. Um die Berufsfindung jenseits von Geschlechterklischees zu fördern, werden beim Girls‘ und beim Boys‘ Day Rollenstereotype hinterfragt.

GEW-Vorstandsmitglied Frauke Gützkow (Foto: Kay Herschelmann)

Die Zukunftstage Girls‘ und Boys‘ Day sollen Jugendlichen in den Klassen 5 bis 10 das Erwerbsleben ein Stück weit näher bringen. Und zwar konkret ohne Geschlechterklischees. Denn nach wie vor haben Mädchen und Jungen ein sehr eingegrenztes Berufswahlspektrum. Die Tabellen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BiBB) und eine Grafik der Hans-Böckler-Stiftung zu den beliebtesten Ausbildungsberufen zeigen: Junge Frauen werden weiterhin sehr oft medizinische Fachangestellte oder Bürokauffrau und nur sehr selten Elektronikerin – ein ebenso wie Kraftfahrzeugmechatroniker von Männern dominierter Beruf.  

Diese stereotype Aufteilung des Arbeitsmarktes soll mit den Zukunftstagen am letzten Donnerstag im April angegangen werden: Die Jugendlichen sollen individuelle Interessen und Talente entdecken, um in der Vielfalt der Berufswelt eigene Wege gehen zu können. Um die Berufsfindung jenseits von Geschlechterklischees zu fördern, werden Rollenstereotype umgekehrt: Für Jungen werden Workshops, Tagespraktika und Betriebsbesichtigungen in Dienstleistungsberufen sowie in Erziehung, Gesundheit und Pflege angeboten, für Mädchen in MINT-Berufen und -Studienfächern. Es ist wichtig, getrennte Angebote zu machen, denn Mädchen wie Jungen sind untereinander aufgeschlossener und ehrlicher für geschlechtssensible Angebote.

Als Gewerkschaft stehen wir außerdem dafür ein, die überwiegend von Frauen gewählten Berufe aufzuwerten. Die aktuelle Tarifrunde hat dazu einen Beitrag geleistet.

Doch nicht nur die Jugendlichen selbst haben Vorstellungen zur beruflichen Eignung, die eher mit Rollenmustern als mit persönlichen Talenten verknüpft sind. Am Berufsorientierungsprozess sind viele beteiligt: Eltern, Gleichaltrige, Lehrkräfte, Berufsberatende und nicht zuletzt Personalverantwortliche und ihre Einstellungspraxis. Auch ihnen geben der Girls‘ und der Boys‘ Day Gelegenheit, sich damit auseinanderzusetzen, dass der Ausbildungs- und Arbeitsmarkt geschlechtsspezifisch aufgeteilt sind.

Gleichberechtigung im Übergang von Schule zu Beruf oder Studium ist kein Selbstläufer. Mit dem Girls‘ und dem Boys‘ Day wird Jahr für Jahr erreicht, dass Mädchen wie Jungen Wunschberufe für sich entdecken, an die sie vorher nicht gedacht haben, und in denen bisher nur wenige Frauen beziehungsweise Männer arbeiten. Gewerkschaftliches Ziel ist es, das Berufswahlspektrum für alle Jugendlichen zu erweitern und damit mehr Optionen für die berufliche Zukunft und Lebensplanung zu erschließen. Als Gewerkschaft stehen wir außerdem dafür ein, die überwiegend von Frauen gewählten Berufe aufzuwerten. Die aktuelle Tarifrunde hat dazu einen Beitrag geleistet.