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Gewerkschaftsmitglieder in Belarus

Jetzt Solidarität zeigen und Protestbrief schreiben!

Die GEW hat in einem Schreiben an die Nationale Akademie der Wissenschaften in Minsk gegen die jüngsten Entlassungen von Hochschulmitgliedern protestiert. Du kannst dich an der Aktion beteiligen!

Die Gewerkschaftsmitglieder in Belarus brauchen internationale Solidarität. (Foto: colourbox.de)

Anfang Juli wurden sechs Mitglieder der Belarussischen Freien Gewerkschaft (SPB) am Institut für Genetik und Zytologie an der Nationale Akademie der Wissenschaften in Minsk zur Kündigung gezwungen oder entlassen, weil ihre Mitgliedschaft in der Gewerkschaft bekannt wurde. Die Liste der Gewerkschaftsmitglieder war bei einer Hausdurchsuchung in die Hände der Polizei gefallen. Kurze Zeit später erfolgten die Entlassungen.

„Wir sind besorgt über die Entlassungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die von ihrem Recht auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit Gebrauch machen.“ (Protestschreiben der GEW)

Die GEW hat sich in einem Schreiben an die Institutsleitung und das Wissenschaftsministerium in Belarus mit der SPB solidarisiert, die Entlassung der Gewerkschaftsmitglieder scharf kritisiert und ihre umgehende Wiedereinstellung gefordert. „Wir sind besorgt über die Entlassungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die von ihrem Recht auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit Gebrauch machen und darüber, dass Mitglieder der freien Gewerkschaften offensichtlich ins Visier geraten“, heißt es in dem Schreiben.

Unterstützung gegen Repressionen

Die GEW bittet die Mitglieder, sich per Mail mit Protestschreiben für die Kolleginnen und Kollegen in Minsk einzusetzen. Angesichts der sich verschärfenden Situation in Belarus und den zunehmenden Repressionen ist die internationale Unterstützung und Solidarität besonders wichtig. Ein Musterschreiben an das Wissenschaftsministerium und die Institutsleitung der Nationalen Akademie der Wissenschaften in deutscher, englischer und russischer Sprache kann hier heruntergeladen werden.

Die Protestaktion wird vom freien zusammenschluss von student*innenschaften (fzs) unterstützt.

„Freies Denken und Anstand haben für das System keinen Wert.“ (Marina Shapturenko)

Dem SPB-Vorstand liegen Beweise vor, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Gesprächen zur Kündigung gezwungen und mit Entlassungen bedroht wurden. Ihnen wurde mitgeteilt, dass ihre akademischen Verdienste und Qualifikationen keine Rolle spielen - trotz ihrer oftmals langen Tätigkeit an der Hochschule.

Die promovierte Wissenschaftlerin Marina Shapturenko hat bis zur ihrer erzwungen Kündigung mehr als 24 Jahre am Institut für Genetik gearbeitet. „Ich betrachtete meine Arbeit als Berufung bis zu dem Punkt, an dem klar wurde, dass Professionalität, freies Denken und Anstand für das System keinen Wert haben. Das führende Institut der biologischen Abteilung existiert für mich nicht mehr, weil viele meiner Kolleginnen und Kollegen nicht mehr da sind und andere auf der Liste für die Entlassung stehen“, so Marina Shapturenko.

Belarus unter den zehn schlimmsten Ländern

Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) wurde bereits von der SPB über die erneute Verletzung von Gewerkschaftsrechten informiert. Erst im Juni hatte sie auf ihrer Jahreskonferenz erneut scharfe Kritik an der eklatanten Verletzung von internationalen Arbeitsstandards und der systematischen Verletzung von Gewerkschaftsrechten in Belarus geübt.

Der kürzlich veröffentlichte Bericht zu globalen Gewerkschaftsrechten (englisch), der jährlich von dem Internationalen Gewerkschaftsbund (IGB) veröffentlicht wird, zählt Belarus zu den zehn schlimmsten Ländern für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer weltweit.