Debatte um Handyverbot an Schulen
„Bei uns gibt es das Handyverbot schon lange“
Einige Bundesländer wollen die Handynutzung an Schulen verbieten oder einschränken, noch sind sich die Bildungsminister*innen aber uneins. Auch auf den Social-Media-Kanälen der GEW wird das Thema diskutiert.
In der Debatte um ein bundesweites Handyverbot an Schulen sind sich die Bildungsminister*innen der Länder uneins. Nach einem gemeinsamen Treffen hieß es, man sei offen für gemeinsame Empfehlungen, das Thema sei jedoch schwierig zu regeln. Die Minister*innen gaben daher vorerst keine Empfehlung ab. Beispielsweise aus Hessen und Baden-Württemberg gab es jüngst Vorstöße, die private Handynutzung an Schulen zu verbieten oder zumindest einzuschränken.
„Ein Smartphone-Verbot an Schulen klingt zwar markig und durchsetzungsstark, ist aber realitätsfern.“ (Anja Bensinger-Stolze)
Die GEW sieht das kritisch: „Ein Smartphone-Verbot an Schulen klingt zwar markig und durchsetzungsstark, ist aber realitätsfern. Denn wer soll das am Ende durchsetzen? Ohnehin wieder die Lehrkräfte. Sie sind aber weder die Feuerwehr für gesellschaftliche Probleme noch Privatdetektive, die Ranzen durchforsten dürfen“, sagte Anja Bensinger-Stolze, GEW-Vorstandsmitglied für den Bereich Schule. Viel besser sei es, Kinder und Jugendliche zu befähigen, Smartphones verantwortungsvoll zu nutzen und Lehrkräfte als Bildungsprofis bei der Vermittlung von Medienkompetenz zu unterstützen.
Auf den Social-Media-Kanälen finden solche Pläne unterdessen Unterstützung beziehungsweise werden an Schulen längst in der einen oder anderen Form umgesetzt. So schreiben Nutzer*innen bei Instagram, Bluesky und Facebook:
„Bei uns gibt es Handyverbot schon lange an der Schule. Sind ausgeschaltet im Schließfach aufzubewahren. Bei Verstoß wird es eingesammelt und im Lehrerzimmer verwahrt und darf am Ende des Schultags abgeholt werden. Bei mehrfachen Verstoß müssen es die Eltern abholen.“ (e_melyy94)
„In der Schulordnung steht: Elektronische Geräte sind ausgeschaltet und werden in der Tasche aufbewahrt. Es besteht keine Notwendigkeit, elektronische Geräte mit in die Schule zu bringen. (...) Bei Missachten der oben genannten Regelung werden die Geräte bis zum Unterrichtsende im Sekretariat aufbewahrt. Bei wiederholten Verstößen kann das Gerät am gleichen Tag nur von den Eltern abgeholt werden. Ist dies nicht gewünscht, wird es bis zum Unterrichtsende des Folgetags in der Schule aufbewahrt.“ (inaq1986)
„@gew.de Bei uns ist das private Smartphone in der Schule ausgeschaltet, wird ggf. auch eingehalten und die Tablets der 1:1 Jahrgänge dürfen in den Pausen nur in einem bestimmten Zimmer verwendet werden (Ausnahme Oberstufe).“ (M. Weiß)
„Keine Handynutzung in der Pause, nur zu Unterrichtszwecken, wenn es die LK ausdrücklich möchte.“ (Angela Keppel)
Klare und verbindliche Regeln nötig
Allerdings gibt es Zweifel, ob und wie die Pläne wirksam umzusetzen seien.
„Was Sie vorschlagen funktioniert ja leider auch nicht. Handyboxen, in denen die Schüler von Beginn an ihre Handys einschließen, funktionieren, wenn alle Schulen es konsequent machen. Würde die Kinder auch zu einem eigenverantwortlichem Handeln bringen. Natürlich muss das von der ersten Klasse an so geregelt sein, dann nehmen die SuS das auch so an. (und wenige Ausnahmen wird es immer und überall geben, da muss man dann anders umgehen)“ (j.nn.h.nn)
„Andere Länder ziehen vor und es gibt mittlerweile ganz gute Ansätze, wie Schränke mit nummerierten Fächern, wo am Morgen die Schüler unaufgefordert die Handy hineintun, mit Beginn des Unterrichts wird abgeschlossen. Man sieht sofort fehlendes Handy durch die Nummer. Ein Verbot ist das einzig wirksame Mittel meiner Meinung nach. Die Studien belegen doch, was es für Auswirkungen hat?!“ (Franziska Bracharz)
Wichtig ist Nutzer*innen auch, dass beim Thema Handyverbot kein weiterer Flickenteppich ausgerollt wird:
„Wie wäre es mit einer einheitlichen Lösung von oben, sodass nicht jede Schule diesen Kampf allein und von vorn austragen müsste. Das täte tatsächlich etwas für die Lehrergesundheit und würde Ressourcen schonen.“ (systemfehler.schule)
„Wir haben tatsächlich eine Lösung dafür. Die Handys kommen in signalabschirmende Taschen, welche an der Schuleingangstür verschlossen werden und auch erst dort wieder geöffnet werden können. Die Taschen mit den Handys verbleiben aber trotzdem den ganzen Schultag über bei den Schülern.“ (systemfehler.schule)
Verantwortung der Eltern
Mehrere Nutzer*innen sehen auch oder sogar vor allem die Eltern in der Pflicht, Kindern und Jugendlichen eine maßvolle Smartphonenutzung beizubringen.
„Hier fehlen noch die Eltern. Die müssen ebenfalls lernen, ihre Kinder beim richtigen Umgang mit dem Smartphone zu unterstützen. Mein Eindruck ist, dass das nicht bei allen Elternhäusern auf der Agenda steht. Ob aus Unwissenheit, Ableitung oder fehlenden Kompetenzen sei erst einmal dahingestellt…“ (Dennis Scholle)
„Es wäre ja schonmal ein Anfang, wenn die Eltern geschlossen hinter den Lehrern stehen würden und nicht einen riesen Aufstand machten, wenn ihre Kinder mal nicht 24/7 erreichbar sind.“ (mr_jami)
„Unsere Kinder verblöden, weil sie schon als Kleinkinder mit Handys oder Tablets ruhig gestellt werden. Die Eltern müssen lernen, dass das die Entwicklung des Gehirns beeinträchtigt!“ (bergsbestigare.bsky.social)