Ohne die Standhaftigkeit der GEW Verhandlungskommission und der Streikenden wäre dies nicht möglich gewesen. Dass insbesondere jüngere Erzieherinnen und Erzieher mehr Geld erhalten, steigert die Attraktivität des Berufes.
Ausdauer, Entschlossenheit und gute Argumente zahlen sich aus. Es sind die Erzieherinnen und Erzieher, die sozialpädagogischen Fachkräfte, die im Zuge des vierwöchigen Streiks auf die Straßen gingen und das Ergebnis der Tarifverhandlungen maßgeblich mitbestimmt haben. Nie zuvor wurde ein solches Medieninteresse erzeugt und eine breite Öffentlichkeit erreicht. Obwohl für viele Eltern der Streik in den Kitas zur Belastungsprobe wurde, haben sich die Betroffenen hinter die Streikenden gestellt und deutlich gemacht: Sozial- und Erziehungsberufe sind mehr wert! Das ist ein gewerkschaftlicher und ein gleichstellungspolitischer Erfolg.
Gerade die Aufwertungskampagne zur Vorbereitung und Begleitung der Kampagne machte deutlich, dass Fachkräfte im Sozial- und Erziehungsdienst, gemessen an der gesellschaftlichen Relevanz der Berufe sowie den Qualitätsstandards und Ansprüchen in den Bildungsstätten, immer noch nicht adäquat bezahlt werden. Was in der Mehrheit Frauen betrifft. Die Tarifverhandlungen haben deutlich gemacht, dass endlich Schluss sein muss mit der ungleichen Bewertung von „klassisch“ männerdominerten Facharbeiter_innenberufen und weiblich dominierten Sozial- und Erziehungsberufen, die sich in einer Lohnlücke von rund 20 Prozent zeigt.
Im Mittelpunkt der Verhandlungen stand daher eine neue Entgeltordnung, die die gestiegenen Ansprüche an Tätigkeiten in Sozial- und Erziehungsberufen abbildet. Das Tarifergebnis setzt ein wichtiges Signal: die meisten der 240.000 Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst werden rückwirkend zum 1. Juli in eine höhere Entgeltgruppe eingeordnet und bekommen mehr Gehalt. Die Erzieherinnen und Erzieher in der S 6 werden höher gruppiert: nämlich in die neu geschaffene Entgeltgruppe S 8a, verbunden mit Gehaltserhöhungen.
Damit erkennen die Arbeitgeber_innen ausdrücklich an, dass sich die Arbeit der Erzieherinnen und Erzieher weiterentwickelt und qualitativ verändert hat. Und die Forderung der GEW, dass insbesondere jüngere Erzieherinnen und Erzieher von dem Verhandlungsergebnis profitieren, konnte erreicht werden. Damit wird auch der Berufseinstieg attraktiver, was im Zuge des Fachkräftemangels ein wichtiger Aspekt ist. Auch ein Teil der Sozialarbeiterinnen und -arbeiter bekommt gegenüber dem Schlichtungsergebnis Ende Juni einen Nachschlag. So werden die Beträge in Entgeltgruppe S 14 in allen Stufen erhöht.
Dass das Ergebnis auf breite Zustimmung unter den Beschäftigten stieß, zeigt die Urabstimmung: 72,06 Prozent der im Tarifbereich Beschäftigten GEW-Mitglieder stimmten für die Annahme. Nach monatelangen Verhandlungen mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) tritt somit rückwirkend zum 1. Juli 2015 ein verbesserter Eingruppierungstarifvertrag in Kraft. Auch wenn das Ergebnis lange noch nicht ausreichend ist. Die GEW wird den Druck gegenüber den politisch Verantwortlichen aufrechterhalten. Die Aufwertung von Berufen, in denen (überwiegend) Frauen arbeiten, ist nach wie vor ein wichtiges gleichstellungspolitisches Ziel.
Mehr Informationen zu den Tarifverhandlungen im Sozial- und Erziehungsdienst.