Dass sich 2015/2016 etwas tun sollte, um die materielle Situation der AuslandslehrerInnen endlich zu verbessern und dabei auch strukturelle Veränderungen im Beschäftigungsverhältnis vorzunehmen, hatte Außenminister Steinmeier gegenüber der GEW 2014 angekündigt. Das hat bei den mit der Auslandsschularbeit befassten Akteuren Bewegung ausgelöst. Die GEW hatte bei verschiedenen Gelegenheiten Verbesserungen eingefordert und darauf hingewiesen, dass nur so die Attraktivität des Auslandsschuldienstes – also auch eine größere Zahl an Bewerbungen – erreicht werden könne.
Aktionsplan Deutsche Auslandsschularbeit 2016
In ihrem Gespräch am 10.9. im Auswärtigen Amt konnten der Vorsitzende der GEW Arbeitsgruppe AuslandslehrerInnen (AGAL), Franz Dwertmann und sein Stellvertreter Harald Binder nun erfahren, dass sich wirklich etwas tut. Der Leiter der Schulabteilung im Auswärtigen Amt, Oliver Schramm (Vortragender Legationsrat 1. Klasse), bestätigte die Intentionen des „Aktionsplans Deutsche Auslandsschularbeit 2016“, den die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) vorgelegt hat, indem sie eine „Neuordnung der Lehrkräftebesoldung“ für dringlich hält. Nicht nur, weil auch der Bundesrechnungshof dies so sieht.
Nun wird anerkannt, was die GEW immer wieder angemahnt hat: dass sich für die AuslandslehrerInnen in den letzten Jahren ein Vergütungsstau von 25 Prozent gebildet hat (bei der Gruppe der Bundesprogrammlehrkräften sogar um fünfzig Prozent). Die ZfA hatte in ihrem Papier für den Bundestagsunterausschuss für auswärtige Kultur- und Bildungsarbeit auch die GEW-Forderung aufgegriffen, dass die Besoldung der Lehrkräfte an die der Bundesbeamten im Ausland zu koppeln sei. Es solle auch ein „einheitlicher Referenzrahmen für die verschiedenen Statusgruppen der Lehrkräfte“ geschaffen werden.
Einheitliche Richtlinie geplant
Oliver Schramm wies darauf hin, dass man darauf mit einer Neufassung dem „Richtlinien-Wildwuchses“ begegnen wolle, indem man nun in einer, die bisherigen zusammenfassenden, Richtlinie die finanziellen Ansprüche der Auslandslehrkräfte transparent gestalten wolle.
Detaillierte Aussagen wollte er aber nicht machen, da die Entwürfe noch in seinem Haus sowie im Finanzministerium, im Innenministerium, beim Haushaltsausschuss und beim Bundesrechnungshof abgestimmt werden müssten. So viel aber könne festgestellt werden, dass ein Bedarf von 75 Millionen errechnet worden sei, der in einer 3-Jahres-Planung (29/35/39 Mio) realisiert werden solle. Offensichtlich denkt man wohl schwerpunktmäßig zunächst daran, die Schulleitervergütung zu verbessern, um dadurch den Mangel an qualifizierten Bewerbern zu beheben.
GEW hält am Prinzip gleicher Lohn für gleiche Arbeit fest
Die GEW ist da skeptisch und will auch keine Hierarchisierung bei der finanziellen Ausstattung der Lehrkräfte. Schramm betonte allerdings auch, dass der Nachholbedarf insbesondere bei den Bundesprogrammlehrkräften gesehen werde. Die GEW-Vertreter betonten in diesem Zusammenhang, dass aus für Auslandslehrkräfte weiterhin die gewerkschaftliche Maxime gelte: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit.
Auch beim Dauerbrenner Versorgungsausgleich für beurlaubte verbeamtete Ortslehrkräfte gibt es offensichtlich Bewegung. Dabei geht es um die Frage, wie die Kosten der Pensionslasten zu finanzieren sind. Es scheint nun eine Bereitschaft der Bundesländer zu geben, den hälftigen Anteil zu übernehmen, wenn der Bund die anderen fünfzig Prozent trägt.
Was die Nutzung der Kompetenzen der zurückkehrenden AuslandslehrerInnen betrifft, auch hinsichtlich Beförderungen und „Inlandskarriere“, ist der Bund ebenfalls im Gespräch mit der KMK, die eine Aktualisierung ihrer diesbezüglichen Empfehlungen vorbereitet.
Inklusion in Auslandsschulen soll gefördert werden
In dem erwähnten Finanzrahmen von 75 Millionen Euro sind jedoch noch weitere Aufgaben erfasst, wie etwa die Ausweitung der Vorbereitungsseminare für Auslandslehrkräfe oder die Inklusion an Auslandsschulen. Hier gab es die übereinstimmende Position, dass es einer differenzierten Untersuchung und Debatte bedarf, die man mit Unterstützung der in diesen Fragen engagierten stellvertretenden Vorsitzenden des Bundestagsunterausschusses, Ulla Schmidt (SPD), fruchtbar führen könne.
Schramm zeigte sich optimistisch, in den nächsten Monaten in den wichtigen Fragen voranzukommen. Ende Oktober/Anfang November könnten die GEW und andere Verbände dann zu den abgestimmten Vorlagen mit all den jetzt noch nicht nennbaren Konkretisierungen Stellung beziehen. Abschließend wurden noch einige aktuelle Problemfälle an deutschen Auslandsschulen in Istanbul, Guatemala, Nairobi erörtert, über die in den letzten Wochen und Monaten auch in deutschen Medien berichtet wurde.