Die Zahl der Lehrbeauftragten und der wissenschaftlichen Hilfskräfte an Hochschulen stieg von 1998 bis 2013 um 121 beziehungsweise 146 Prozent – die der ProfessorInnen nur um 20 Prozent. 2013 gab es an Hochschulen mehr als doppelt so viele Lehrbeauftragte (94.094) als ProfessorInnen (45.013).
Die Gewerkschaft will mit Blick auf die Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes den Druck erhöhen: Am Donnerstag (5. November) wird der Deutsche Bundestag in erster Lesung über den Gesetzentwurf der Bundesregierung beraten. Der Bundesrat forderte jüngst bereits Verbesserungen – und schloss sich damit der Kritik der Bildungsgewerkschaft an.
Ende der Tarifsperre gefordert
Keller bekräftigte am Montag die Kernforderungen der GEW: ein Rechtsanspruch auf Qualifizierung in der Arbeitszeit, eine Vertragsmindestlaufzeit von drei Jahren, verbindliche Regeln bei der sogenannten familienpolitischen Komponente sowie damit verbunden eine Gleichstellung von Drittmittel- und Haushaltsbeschäftigten. Zudem verlangt die GEW eine Aufhebung der Tarifsperre, die bisher verhindert, dass Gewerkschaften und Arbeitgeber Tarifverträge über Zeitverträge schließen dürfen.
Mit Blick auf den Gesetzentwurf der Bundesregierung betonte der Hochschulexperte: Fast alle Vorschläge der Bundesregierung gingen "in die richtige Richtung", die Formulierungen seien aber zu unbestimmt, Arbeitgeber könnten noch zu einfach "Schlupflöcher finden".
Die Computerlinguistin Swantje Westfpfahl, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Institut für Deutsche Sprache Mannheim, sagte: Zwar habe sie ihren Traumjob gefunden, doch "das 'Aber' ist ganz groß, denn ich habe keine Perspektive in der Forschung". Sie beklagte auch den dadurch zunehmenden Konkurrenzkampf unter den jungen WissenschaftlerInnen. Linda Guzzetti, an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder und an der Freien Universität Berlin tätig, machte auf die besondere Lage der Lehrbeauftragten aufmerksam: Als Freiberufler*innen bekämen diese nur Präsenzzeiten bezahlt und müssten ihre Sozialversicherungsbeiträge selbst tragen. Soziologin Anne Krüger, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Humboldt-Universität, betonte mit Blick auf befristungsbedingte häufige Ortswechsel: "Mir fehlt Kontinuität."