Deutsche Schule in Argentinien
Lehrer wegen Gewerkschaftstätigkeit entlassen
Pedro Di Luca wurde an der Deutschen Schule Hurlingham in Argentinien entlassen, weil er sich gewerkschaftlich engagierte. Mit breiter Unterstützung, auch von der GEW, kämpft er um seine Wiedereinstellung.
Pedro Di Luca arbeitete mehr als 15 Jahre als Ortslehrkraft für das Fach Deutsch an der Deutschen Schule Hurlingham („Instituto Cultural Roca") in Argentinien. Die Probleme mit der Schulleitung begannen, als der Lehrer anfing, sich für die Interessen seiner Kolleginnen und Kollegen einzusetzen und in der Gewerkschaft für Privatlehrer Sindicato Argentino de Docentes Privados (SADOP) zu engagieren. Am 19. Dezember 2019 folgte die Kündigung.
„Entlassungsgründe erfunden“
Pedro Di Luca ist fassungslos: „Seit dem diesjährigen Schuljahresbeginn muss die Schule auf Deutschlehrer ohne pädagogische Ausbildung zurückgreifen. Es gibt immer noch Klassen, die keinen Deutschunterricht haben, weil es nicht genug Deutschlehrer gibt.“ Bisherige Versuche, sich mit der Schulleitung zu einigen, sind fehlgeschlagen.
„Die Schulleitung hat mir als Entschädigung nicht mal die Summe angeboten, die eigentlich gesetzlich vorgeschrieben ist. Sie hat Entlassungsgründe erfunden und wirft mir ‚schlechten Einfluss auf Kollegen‘ und ‚Respektlosigkeit gegenüber Vorgesetzten‘ vor“, schildert Pedro Di Luca seine Eindrücke vom Mediationsverfahren. Sein Fall geht nun vor Gericht, wo Pedro Di Luca von einer Rechtsanwältin vertreten wird.
Breite Unterstützung für entlassenen Lehrer
Die Gewerkschaft SADOP mobilisiert tatkräftig Unterstützung für den entlassenen Lehrer. „Wir begleiten Pedro! Familien, Lehrkräfte und Studierende kommen gemeinsam zur Anhörung der Schule im Arbeitsministerium“, heißt es in einem Aufruf der Gewerkschaft vom Februar. Mehr als 100 Familien haben in einem Schreiben gegen die Entlassung protestiert. Pedro Di Luca bedeutet dies viel. „Ich bin dankbar für die große Unterstützung, die ich bisher erhalten habe – von Lehrkräften, Eltern, den Gewerkschaften in Argentinien und sogar international. Diese Unterstützung hat mir viel Mut gemacht und dazu beigetragen, den Druck auf die Schulleitung zu erhöhen.“
„Wir erwarten, dass an den deutschen Schulen im Ausland die Koalitionsfreiheit und die Rechte der Beschäftigten uneingeschränkt respektiert werden.“ (GEW)
Sein Kampf um Wiedereinstellung wird auch von GEW-Kolleginnen und Kollegen am Albert-Einstein-Gymnasium in Berlin unterstützt, wo Pedro Di Luca als Austauschlehrer tätig war. Auf Bitten von SADOP hat sich die GEW ebenfalls mit einem Protestbrief an die Schulleitung in Hurlingham gewandt und darin gefordert, die Kündigung von Pedro Di Luca zurückzunehmen und die Gewerkschaftsrechte einzuhalten. „Wir erwarten, dass an den deutschen Schulen im Ausland die Koalitionsfreiheit und die Rechte der Beschäftigten uneingeschränkt respektiert werden“, heißt es in dem Schreiben der GEW. Nicht zuletzt wird die Schule Hurlingham auch mit deutschen Steuergeldern über die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) entsprechend der Zahl bestandener Prüfungen zum Deutschen Sprachdiplom gefördert.
Heinrich-Rodenstein-Fonds hilft
Die rechtliche Auseinandersetzung um die Wiedereinstellung von Pedro Di Luca kann sich noch Jahre hinziehen. Die finanzielle Unsicherheit ist groß, da die Familie auf das Ersparte zurückgreifen muss. Wie lange das noch möglich ist, weiß Pedro Di Luca nicht. „Es ist eine sehr belastende Situation für mich und meine Familie“, sagt er. Finanzielle Hilfe erhält Pedro Di Luca vom Heinrich-Rodenstein-Fonds der GEW, der Menschen in Not und verfolgte GewerkschafterInnen weltweit unterstützt. Das hilft Pedro Di Luca dabei, den Rechtsstreit mit der Schule um die Wiedereinstellung und eine angemessene Entschädigung weiterzuführen.