Neue Zahlen zur Ausbildungsvergütung
Arbeitgeber müssen liefern!
Die neuen Zahlen zur Ausbildungsvergütung zeigen große Unterschiede - je nach Branche und Betriebsgröße. Die GEW fordert die Betriebe auf, mehr Geld zu investieren.
Viele Branchen suchen händeringend Fachkräftenachwuchs. Bei der Entscheidung für eine Ausbildung spielen bei Jugendlichen neben den persönlichen Fähigkeiten und künftigen Karriereperspektiven auch die Verdienstmöglichkeiten im Lehrberuf eine Rolle. Nach den aktuellen Zahlen des statistischen Bundesamts verdienten Auszubildende 2022 im Schnitt 1.057 Euro brutto im Monat. Die Unterschiede sind aber groß - je nach Branche und Betriebsgröße. Die GEW fordert die Arbeitgeber auf, bei der Ausbildungsvergütung nicht weiter zu sparen, sondern nachzuliefern.
Unterschiede sind groß
Der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst von Auszubildenden im Handwerk liegt nur bei 901 Euro. Auch die Betriebsgröße spielt eine Rolle. Großbetriebe bieten durch die meist tarifgebundene Bezahlung oft mehr: In Kleinstbetrieben (bis 10 Beschäftigte) verdienen Auszubildende durchschnittlich 828 Euro, in Großbetrieben (über 1.000 Beschäftigte) 1.253 Euro. „Hier müssen die Arbeitgeber deutlich nachliefern,“ fordert Ralf Becker, Berufsbildungsexperte der GEW.
„Über Fachkräftemangel klagen, aber bei der Ausbildungsvergütung sparen – das passt nicht zusammen. Die Auszubildenden brauchen am Ende des Tages deutlich mehr Geld in der Tasche. Dies wäre vor allem mit Blick auf die aktuelle Inflation ein deutliches Zeichen.“ (Ralf Becker)
Seit 2020 gilt in Unternehmen ohne Tarifvertrag eine Mindestausbildungsvergütung, die jährlich angepasst wird. Auszubildende, die ihre Ausbildung im Jahr 2022 begonnen haben, erhielten im ersten Ausbildungsjahr eine Vergütung von mindestens 585 Euro brutto im Monat. Bei Ausbildungsbeginn im Jahr 2023 sind es monatlich mindestens 620 Euro brutto. „Dies ist eindeutig zu wenig im Vergleich zur durchschnittlichen Ausbildungsvergütung,“ konstatiert GEW-Experte Becker. „Über Fachkräftemangel klagen, aber bei der Ausbildungsvergütung sparen – das passt nicht zusammen. Die Auszubildenden brauchen am Ende des Tages deutlich mehr Geld in der Tasche. Dies wäre vor allem mit Blick auf die aktuelle Inflation ein deutliches Zeichen.“
Ausbildungsquote zu gering
Nach den Zahlen des statistischen Bundesamts haben von allen Arbeitnehmer*innen in Deutschland Auszubildende nur einen Anteil von etwa vier Prozent insgesamt. Für einen auskömmliche Fachkräftenachwuchs wäre ein Anteil von mindestens sieben Prozent notwendig. Mittlerweile bilden viel zu wenige Betriebe aus.
Der DGB und seine Einzelgewerkschaften fordern daher, eine Ausbildungsumlage einzuführen, um den Anteil zu steigern. Wer keine Lehrstellen anbietet, soll sich über ein Umlageverfahren an den Kosten der Ausbildung beteiligen. „Die Belege sind eindeutig. Der Fachkräftemangel ist hausgemacht und eine Ausbildungsumlage ist unumgänglich,“ stellte Becker fest.
Das Statistische Bundesamt hatte auf Grundlage der Verdiensterhebung 2022 und der Erstergebnisse des Mikrozensus 2022 am 19. April 2023 erste Daten vorgelegt.