Wie kann man es Geschichtslehrkräften erleichtern, im Unterricht in den höheren Klassen der Sekundarstufe I und in der Sekundarstufe II zeithistorische Themen zu behandeln? Wie lässt sich verhindern, dass die Geschichte der Bundesrepublik nach 1945 im deutschen Geschichtsunterricht auf den Systemvergleich mit der DDR verkürzt wird? Und: Warum erscheinen Gewerkschaften, Arbeitskonflikte und Auseinandersetzungen um die Arbeitswelt in aktuellen Geschichtslehrbüchern fast ausschließlich im Zusammenhang mit Themen des 19. Jahrhunderts, wie Industrialisierung und proletarischem Massenelend?
Während die Geschichtswissenschaft seit gut einem Jahrzehnt über den Charakter des „Strukturbruchs“ Mitte der 70er Jahre diskutiert, folgt die Logik deutscher Geschichtsbücher nach wie vor der Chronologie des Kalten Krieges und der deutschen Teilung. Vor allem die Themen Alltags- und Arbeitsgeschichte werden im Unterricht vernachlässigt. Neue Materialien der Hans-Böckler-Stiftung bieten nun Stoff für die Sekundarstufe I und II zu den Themen Arbeitslosigkeit/Verteilung von Arbeit (35-Stunden-Woche), Strukturwandel (Kampf um Rheinhausen), Schließungen durch die Treuhand (Hungerstreik Bischofferode) und Migration in der Arbeitswelt („Türkenstreik“ bei Ford und Günter Wallraffs „Ganz unten“).
Hordt, Arne / Neuheiser, Jörg, „Industrielle Konflikte und gesellschaftliche Debatten: Materialien für den Geschichtsunterricht“. Reihe: Forschungsförderung Working Paper, Nr. 90. Düsseldorf: 2018, ISSN: 2509-2359. 57 Seiten.