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30. Gewerkschaftstag der GEW

Andreas Keller für Hochschule und Forschung wiedergewählt

Der Organisationsbereich Hochschule und Forschung der GEW wird auch die kommenden vier Jahre von Andreas Keller geleitet. Für Keller stimmten auf dem Gewerkschaftstag in Berlin 72,8 Prozent der Delegierten.

Der 59 Jahre alte promovierte Politikwissenschaftler Andreas Keller führt weiterhin den Bereich Hochschule und Forschung der GEW. Keller ist seit 2007 Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands und verantwortet ebenso lange diesen Organisationsbereich der Bildungsgewerkschaft. Ab 2013 war er außerdem stellvertretender Vorsitzender der GEW. Das dienstälteste Mitglied des GEW-Bundesvorstandes wurde zudem 2012 zum Vizepräsidenten des European Trade Union Committee for Education (ETUCE) gewählt. 

„Es darf der GEW nicht egal sein, wie an unseren Hochschulen gelehrt, gelernt und geforscht wird.“ (Andreas Keller)

Die GEW benötige auch künftig ein großes und stabiles „W“ wie Wissenschaft, betonte Keller bei seiner Vorstellung. Das sei nicht nur wichtig für Studierende und Hochschulbeschäftigte. Eine starkes „W“ bräuchten alle, „die hier sind“, unterstrich Keller mit einem Blick in die versammelte Delegiertenrunde: „Die meisten von euch haben auf die eine oder andere Weise eine Hochschule durchlaufen. Deshalb kann und darf es der GEW nicht egal sein, wie an unseren Hochschulen gelehrt, gelernt und geforscht wird.“

Materielle Bedingungen unhaltbar

Beispiel Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG): Es mache ihn wütend, wenn er sehe, wie weit diese Förderung heruntergefahren wurde, kritisierte Keller mit Blick auf die eigene Bildungskarriere als Arbeiterkind und Akademiker der ersten Generation; sieben von acht Studierenden gingen heute leer aus. Aussteigen statt Aufsteigen sei längst die Realität. 

Aber auch die materiellen Bedingungen seien für Studierende und Beschäftigte unhaltbar. Es müsse Schluss sein mit Kürzungen im Hochschul- und Forschungsbereich: „Viele Hochschulbauten befinden sich in einem katastrophalen Zustand.“ Die neue Bundesregierung müsse den Niedergang stoppen.

 

Freiheit von Wissenschaft und Forschung bedroht

Doch aktuell stagniere die Grundfinanzierung der staatlichen Hochschulen oder werde sogar gekürzt, während die Drittmittelabhängigkeit zunehme, kritisierte Keller. Das sei ein falsches Signal: „Diese Politik fördert die Abhängigkeit von Fremdgeldern und prekärer Beschäftigung. Nötig sei ein Paradigmenwechsel. Hochschulen und Forschungseinrichtungen bräuchten einen stabilen Grundhaushalt, der sie nicht abhängig mache von Drittmitteln. Über diese werde zudem die Freiheit von Wissenschaft und Forschung bedroht. Es müsse weiterhin möglich sein, dass sich Wissenschaftler und wissenschaftliche Einrichtungen militärischen Forschungsabsichten verweigern und sich ausschließlich der zivilen Forschung widmen.

Das „W“ im Namen der GEW interpretierte Keller auch als Zeichen für Widerstand. Wissenschaftler dürften keine Angst haben, dass ihnen die Etats gekürzt werden, wenn sie sich öffentlich äußern. Wo heute die Genderforschung im Fadenkreuz der Rechten stünde, sei es morgen die Umweltforschung. Diesen Anfängen gelte es sich zu erwehren, forderte Keller mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen in den USA unter der Präsidentschaft Donald Trumps.