Zum Inhalt springen

Alles auf Los!

Mit einer Fachtagung endet die Arbeit des Zukunftsforums Lehrer_innenbildung der GEW. Jetzt geht es an die Umsetzung der Ideen. Und das vor dem Hintergrund des Lehrerkräftemangels.

„Wir sind nun an einer Schnittstelle und wollen unsere Leitlinien umsetzen“, sagte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe, als sie die öffentliche Fachtagung „All inclusive? Perspektiven für eine innovative Lehrer_innenbildung“ am 16. November in Magdeburg eröffnete. Die Tagung war zugleich ein erster Lackmustest für die in einer Broschüre zusammengefassten und über zwei Jahre erarbeiteten Reformvorschläge der GEW für die Lehramtsausbildung.

Die Prorektorin für Forschung und Lehre der Universität Magdeburg Prof. Dr. Franziska Scheffler, Sachsen-Anhalts Kultusminister Marco Tullner (CDU), der gleichzeitig die Kultusministerkonferenz vertrat und der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft Hans-Christoph Koller diskutierten die Leitlinien gemeinsam mit dem GEW-Vizevorsitzenden Andreas Keller. Und sie stimmten an vielen Stellen zu.

„Inklusion muss für alle Lehrerkräfte verbindlicher Bestandteil der Ausbildung werden!“ (Andreas Keller)

Übereinstimmung gibt es etwa bei der Inklusion, die sich wie ein roter Faden durch die Leitlinien zieht. „Inklusion muss für alle Lehrerkräfte verbindlicher Bestandteil der Ausbildung werden“, bestätigte Koller die Position der GEW. Es gehe jedoch nicht darum, fertige Rezepte für inklusives Unterrichten zu vermitteln. „Es kommt vor allem auf die Reflexionskompetenz an, das heißt die Fähigkeit, mit neuen Situation kreativ umgehen zu können“, erklärte Koller. „Routinen reichen nicht aus.“ Dass die Ausbildung Lehrerinnen und Lehrer dazu befähigen soll, das eigene Tun und die Institution Schule immer wieder kritisch zu hinterfragen, fordert auch die GEW. Das Thema Inklusion dürfe kein angepappter Bestandteil des Studiums sein, sondern müsse in allen den Fachmodulen auftauchen, sagte Scheffler von der Uni Mageburg. So sieht es auch die GEW.

Allgemeinen Beifall fanden die Vorschläge für eine bessere Verzahnung von Theorie und Praxis. Selbst die von der GEW wieder auf die Agenda gesetzte einphasige Lehrerkräftebildung wurde überraschend wohlwollend rezipiert. Er wolle sich nicht mit dem Zustand abfinden, dass jemand nach fünf Jahren aus der Ausbildung rauskomme und keine Ahnung von der Praxis habe, meinte Kultusminister Tullner: „Ich bin bereit zusammen mit der GEW für die einphasige Lehrkräftebildung zu kämpfen. Das hat ja in der DDR auch gut funktioniert.“

Allerdings haben Tullner und seine Kollegen derzeit noch eine andere wichtige Baustelle zu meistern: tausende Lehrerkräfte fehlen. Es sei nun die zentrale Herausforderung die Mangelsituation zu bestreiten und die Qualitätsanforderungen dabei nicht runterzuschrauben, sagte Tullner. Man sei strikt dagegen, „dass der Mangel als Vorwand genutzt wird, um die Qualität zu senken und Lehrkräfte zu Dumpinglöhnen eingestellt werden“, machte GEW-Vize Keller noch einmal deutlich. Vielleicht erweise sich der Mangel aber auch als Verbündeter. Der Flickenteppich in der Lehramtsausbildung erschwere die Mobilität der Lehrkräfte und die länderübergreifende Anerkennung von Abschlüssen. „Es braucht dringend frischen Wind in der Ausbildung“, konstatierte Keller. „Sorgen wir dafür.“