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Aktionswoche 3. bis 6. Mai: zweiter Tag

Am zweiten Warnstreik- und Aktionstag für einen Lehrertarifvertrag in den Ländern forderten über 5.000 angestellte Lehrkräfte bessere und einheitliche Bezahlung.

Über 5.000 angestellte Lehrkräfte aus sieben Bundesländern haben am Dienstag einen Länder-Tarifvertrag gefordert, der eine bessere und einheitliche Bezahlung sichern soll. Sie beteiligten sich am zweiten Warnstreik- und Aktionstag der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der dbb Tarifunion. In vielen Schulen ist wegen der Warnstreiks Unterricht ausgefallen. Die Lehrerinnen und Lehrer sind unzufrieden, da die Arbeitgeber die Verhandlungen über eine Länder-Entgeltordnung (L-ego) für angestellte Lehrkräfte seit Monaten verschleppen.
 
Warnstreikschwerpunkt war Nordrhein-Westfalen. Hier gingen über 2.500 angestellte Lehrkräfte in zehn Städten auf die Straße. Auf der Streikversammlung in Duisburg warf GEW-Vorstandsmitglied und -Verhandlungsführerin Ilse Schaad den öffentlichen Arbeitgebern vor, ihnen sei die Tätigkeit eines Hauptschullehrers weniger wert als die eines Gymnasiallehrers: „Alle wollen eine hohe Qualität und verlangen dementsprechend eine hochwertige Schulbildung.“ Dann müsse man die Lehrer aber auch gleich und besser bezahlen. Gerade mit Blick auf den wachsenden Lehrermangel sei eine höhere Entlohnung notwendig. „Wir wollen eine Bezahlung unabhängig von der Schulform“, sagte Schaad. Zurzeit werden beispielsweise Grund- und Hauptschullehrer schlechter als Gymnasiallehrkräfte entlohnt.
GEW-Landesvorsitzender Andreas Meyer-Lauber erklärte während der Kundgebung in Düsseldorf: „Seit 50 Jahren werden Lehrkräfte nach Arbeitgeberrichtlinien ohne Beteiligung der Gewerkschaften eingruppiert. Das muss beendet werden.“ Es sei nicht akzeptabel, dass es für über 200.000 Lehrkräfte an den öffentlichen Schulen Deutschlands keinen Tarifvertrag gebe.
 
Auf der Kundgebung in Karlsruhe sagte die baden-württembergische GEW-Vorsitzende Doro Moritz: „Die Landesregierungen in allen Bundesländern produzieren Lehrermangel, so lange sie versuchen, gute Bildung mit Beschäftigten zweiter Klasse zu erreichen. Wie soll der Lehrerberuf attraktiv sein, wenn angestellte Lehrkräfte im Monat 600 bis 800 Euro weniger auf dem Konto haben als Beamte?“ Klaus-Peter Hammer, Vorsitzender der GEW Rheinland-Pfalz, betonte auf derselben Veranstaltung: „Es ist unredlich, wenn die Arbeitgeber die Forderungen der Gewerkschaften nach einem Tarifvertrag als zu teuer zurückweisen. Allein durch die Einkommensverluste der seit 2006 neu eingestellten Lehrkräfte dürften die Länder schon jetzt mehr als eine Milliarde Euro eingespart haben.“ An der Kundgebung nahmen über 1.000 Lehrkräfte aus Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland teil.
 
Die sächsische GEW-Vorsitzende Sabine Gerold hat den Freistaat aufgefordert, den Lehrerberuf für junge Menschen attraktiv zu machen: „Junge Lehrkräfte kehren dem Land nicht den Rücken, weil – wie die Regierung behauptet – ältere ihre Einstellung verhinderten. Sächsische Lehrkräfte gehen weg, weil die Arbeits- und Einkommensbedingungen nicht gut sind. Die Landesregierung darf junge und ältere Lehrkräfte nicht länger gegeneinander ausspielen!“ Dem Kundgebungsaufruf von GEW und dbb Tarifunion sind in Chemnitz rund 500 Lehrkräfte gefolgt.
 
In Berlin beteiligten sich 50 angestellte Lehrkräfte an einer symbolischen Aktion. „Die Hauptstadt steht doppelt unter Druck, weil Lehrkräfte nicht mehr verbeamtet werden. Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) ist deshalb auch doppelt gefordert, wenn er junge Lehrerinnen und Lehrer in der Stadt halten will“, hob die Berliner GEW-Vorsitzende Rose-Marie Seggelke hervor.
 
„Die Landesregierung soll sich im Arbeitgeberlager für eine bundesweite Tarifregelung einsetzen, die den hohen Erwartungen der Gesellschaft an die Lehrkräfte entspricht“, sagte Thomas Lippmann, Vorsitzender der GEW Sachsen-Anhalt, vor ca. 1.000 Kolleginnen und Kollegen in Magdeburg. „Die handgreiflichen Ungerechtigkeiten bei der Eingruppierung von Lehrkräften müssen endlich beseitigt werden.“
 
Info: Nachdem die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) nach fünf Verhandlungsrunden über eine Länder-Entgeltordnung für Lehrkräfte am vergangenen Mittwoch die Kernforderungen der Gewerkschaften zurückgewiesen hatte, haben GEW und dbb Tarifunion die angestellten Lehrkräfte vom 3. bis 6. Mai zu ersten Warnstreiks und Aktionen aufgerufen. Die GEW hat in der L-ego-Runde für Lehrkräfte die Verhandlungsführerschaft. In Deutschland gibt es gut 200.000 angestellte Lehrkräfte.