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Agenda für inklusive Bildung

Der GEW-Gewerkschaftstag hat sich dafür stark gemacht, Inklusion in Kitas und Schulen forciert auf den Weg zu bringen. Die Bildungsgewerkschaft hat sich zu einem umfassenden Verständnis von Inklusion bekannt, das klar und deutlich nicht auf Menschen mit Behinderung verengt ist*. Inklusion ist ein Auftrag an die gesamte Gesellschaft, sie muss daher Pädagoginnen und Pädagogen Zeit, Raum und personelle Ressourcen für ihre anspruchsvolle Arbeit in Kitas und Schulen bereitstellen.

Fakt ist: Bisher wird die UN-Behindertenrechtskonvention in den Ländern sehr unterschiedlich umgesetzt (s. Beiträge zur Inklusion in E&W 9, 10, 11 und 12/2013). Wir kritisieren den vielfach schleppend vorangehenden Umbau des Schulwesens hin zu einem inklusiven, die vielerorts unzureichenden Rahmenbedingungen für den Unterricht, die mangelnde Vorbereitung der Lehrkräfte, vor allem aber die fehlenden Stellen, um die pädagogischen Herausforderungen zu bewältigen. Inklusion bleibt so oft ein Schlagwort. Politik wälzt die Verantwortung einfach auf die pädagogischen Fachkräfte ab. Was wir heute und in den kommenden Jahren benötigen, sind Konzepte und Maßnahmen (z. B. veränderte Aus- und Fortbildung, Förder- statt Statusdiagnostik, verbindliche Umbaupläne), die alle Beteiligten vor Ort wirklich unterstützen. Dieser Aufgabe müssen wir uns alle stellen: die GEW und die Politik. Wir brauchen daher eine Agenda für inklusive Bildung, zu der alle Akteure ihren Beitrag leisten müssen. Dazu bedarf es eines verlässlichen Rahmens. Der Wegfall des Kooperationsverbotes zwischen Bund und Ländern zählt unbedingt dazu, ebenso wie mehr Investitionen in Bildung unerlässlich sind, damit Länder und Kommunen ihre Aufgaben erfüllen können. Unverzichtbar ist auch eine veränderte Steuergesetzgebung, sonst lässt sich der Umbau des Schulsystems nicht finanzieren.

Weitere Bausteine eines Gesamtkonzeptes: Das Betreuungsgeld muss in den qualitativen Ausbau frühkindlicher Bildung und Betreuung fließen und ein Qualitätsgesetz für Kitas ferner die Voraussetzungen schaffen, fachliche Qualifikation zu stärken, den Personalschlüssel zu verbessern und inklusive Bildungsangebote zu optimieren. Ein bundesweiter quantitativer wie qualitativer Ausbau des Ganztagsschulangebotes ist ein weiterer wichtiger Schritt hin zu mehr guter Bildung für alle Kinder. Ein Bundesprogramm, das den Ganztag ausbaut, für mehr pädagogische Qualität sorgt sowie das Lehr- und Fachpersonal unterstützt, wäre zugleich ein wichtiger Ansatz, den Anspruch auf inklusive Bildung zu verwirklichen. Auch deshalb muss für ein flächendeckendes Angebot der Schulsozialarbeit der Anteil an Bundeszuschüssen erhöht und eine dauerhafte nachhaltige Umsetzung der Finanzierungswege über die Bundeszuständigkeit für die Jugendhilfe gesucht werden. Daran hält die GEW fest, auch wenn der Koalitionsvertrag schon unterzeichnet ist.

Eine Agenda für Inklusion braucht Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Die Bildungsgewerkschaft sucht daher ein breites gesellschaftliches Bündnis. Sie will Sozialpartner, Parteien, Lehrerorganisationen, Bundeselternvertretungen, kommunale Spitzenverbände sowie Nichtregierungsorganisationen und Stiftungen für ihre Ziele gewinnen, ohne die Landesregierungen aus der Verantwortung zu entlassen.

Zunächst will sich die GEW intern einen aktuellen Überblick über den Stand der Inklusion in den Ländern verschaffen, um dann mit Bündnispartnern weitere Schritte zu planen. Fest steht: Inklusion braucht eine wertschätzende, alle Menschen fördernde Haltung und unbedingt Zeit und ausreichende Mittel. Dafür setzt sich die GEW ein.