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Afrikas Landwirtschaft

80 Millionen Mädchen und Jungen in Kinderarbeit

Zugang zu kostenfreier und hochwertiger Bildung muss gestärkt werden, um weltweit Kinderarbeit zurückzudrängen. Darauf pochten Bildungsgewerkschaften auf der „5. Globalen Konferenz zur Eliminierung von Kinderarbeit“ im südafrikanischen Durban.

Drei afrikanische Kinder füllen Wasser in einem Plastiktank an einer Bohrpumpe in einer ländlichen Gemeinde in Afrika südlich der Sahara auf. (Foto: Shutterstock/GEW)

Bei der „5. Globalen Konferenz zur Eliminierung von Kinderarbeit“ im südafrikanischen Durban im Mai haben Gewerkschaften und die deutsche Regierungsdelegation verhindert, dass es zu einer Aufweichung bei der Bildungsfinanzierung kommt. „Das ursprünglich vorgesehene Schlussdokument der Konferenz hätte beim Thema Bildungsfinanzierung eine Verschlechterung gebracht.“ Das berichtete Marlis Tepe vom Vorstand der GEW-Stiftung fair childhood, die als Vertreterin des deutschen Arbeitnehmerlagers online an der Konferenz teilgenommen hatte. „Wir konnten dies verhindern“, sagte Tepe.

Mehr in Bildung investieren

Das ursprüngliche Dokument enthielt die Forderung, dass alle Staaten mindestens vier Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes (BIP) oder 15 Prozent der öffentlichen Ausgaben in Bildung investieren müssen. „Beschlossene Positionen von UN und UNESCO Education 2030 Framework gehen aber deutlich weiter", unterstrich Marlis Tepe. Dort habe man sich auf „vier bis sechs Prozent“ und „15 bis 20 Prozent“ geeinigt.

Dominique Marlet von der Bildungsinternationale(BI) und Trudy Kerperien von der niederländischen Bildungsgewerkschaft AOb hätten in Durban gefordert, die weitergehenden Prozentzahlen ins Dokument aufzunehmen. Tepe habe die deutsche Regierungsdelegation gebeten, ebenfalls auf diesen Zahlen zu beharren. „Am vergangenen Donnerstag erhielt ich die Nachricht, dass dies gelungen sei“, berichtete Marlis Tepe.

Nach Erfolgen steigt Kinderarbeit wieder an

Die „5. Globale Konferenz zur Eliminierung von Kinderarbeit“ der Vereinten Nationen tagte vom 15. bis 20. Mai 2022. Über 1.000 Delegierte nahmen teil. Weitere 7.000 Menschen waren online zugeschaltet. Die Teilnehmenden vertraten Arbeitnehmer- und Arbeitgeber-Organisationen, Regierungen, Zivilgesellschaft sowie UN-Organisationen.

Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) unterstrich, dass die Kinderarbeit in den vergangenen Jahren zurückgegangen sei. Als Folge der Covid-19-Pandemie habe sie jedoch wieder zugenommen. Kriege und die aktuelle Nahrungs- und Umweltkrise könnten dazu führen, dass Kinderarbeit weiter ansteige. Aktuell sind laut ILO 160 Millionen Minderjährige von Kinderarbeit betroffen – das ist nahezu jedes zehnte Kind weltweit. Allein in Afrikas Landwirtschaft müssen 80 Millionen Mädchen und Jungen regelmäßig arbeiten. Der Kampf gegen Kinderarbeit ergibt sich aus dem UN-Nachhaltigkeitsziel Nummer 8, Unterpunkt 8.7. Dort ist festgehalten, bis 2025 „jeder Form von Kinderarbeit“ ein Ende zu setzen. Um die entsprechenden Aktivitäten weltweit zu koordinieren, initiierte die ILO 2016 das Bündnis „Alliance 8.7“, mit Vertreter*innen von Arbeitnehmer-Organisationen, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Wissenschaft.

Erfahrungsberichte aus Zimbabwe und Malawi

Am dritten Konferenztag referierten Angelina Lunga von der Zimbabwe Teachers‘ Association (ZIMTA) und Pilirani Kamaliza, Vertreter der Teachers‘ Union of Malawi (TUM). Sie berichteten, wie sie in ihren Heimatländern Kinderarbeit bekämpfen. „Lehrkräfte sind die ersten, die feststellen, wenn ein Kind in der Klasse fehlt“, betonte Pilirani Kamaliza. Um zu wissen, wie bei Verdacht auf Kinderarbeit zu reagieren ist, werden Lehrerinnen und Lehrer in beiden Ländern speziell geschult.

In Zimbabwe gebe es an Schulen zudem „Child Protection Committees“, in denen sich Kinder engagieren. Sie üben Theaterstücke ein oder malen Bilder, um das Thema Kinderarbeit publik zu machen. Bleibt eine Schülerin oder ein Schüler längere Zeit dem Unterricht fern, so gehen Lehrkräfte und Kinder dieser Committees gemeinsam zur Wohnung des Kindes. „Sie sprechen mit den Eltern, damit das Kind zurückkommt“, sagte Angelina Lunga. Die GEW-Stiftung fair childhood unterstützt die Aktivitäten in beiden Ländern.

„Durban Call to Action“ setzt hohe Ziele

Die sechstägige Konferenz, die zum ersten Mal in Afrika stattfand, befasste sich auch mit der Frage, wie sich Kinderarbeit im Zusammenhang mit globalen Lieferketten eindämmen lässt. Diskutiert wurden zudem die Rechte von Kinderathleten im Sport.

Die Tagung endete mit einem gemeinsamen Aufruf, dem „Durban Call to Action“. Darin verpflichten sich die Teilnehmenden:

  • die Anstrengungen aller Akteure („stakeholder“) zur Beseitigung von Kinderarbeit zu steigern,
  • Kinderarbeit in der Landwirtschaft zu beenden,
  • die schlimmsten Formen von Kinderarbeit (Zwangsarbeit, moderne Sklaverei, Schmuggel von Kinderarbeiter*innen) stärker als bisher zu bekämpfen,
  • Zugang zu kostenloser, hochwertiger und inklusiver Bildung sicherzustellen,
  • Zugang zu sozialen Schutzsystem herzustellen,
  • Finanzhilfen zu erhöhen und internationale Kooperation auszubauen.