Die GEW stellt die Weichen für die bildungspolitischen Schwerpunkte der kommenden vier Jahre: Seit Samstag beraten 432 Gewerkschaftsdelegierte über bildungs- und tarifpolitische Themen, beispielweise Bildung in der Migrationsgesellschaft, Inklusion, Digitalisierung, Kita-Qualität und eine faire Bezahlung von Grundschullehrerinnen. Zudem stehen die Wahlen des Geschäftsführenden Vorstands auf dem Programm. Die bisherige Vorsitzende Marlis Tepe stellt sich am Sonntag zur Wiederwahl.
In ihrer Auftaktrede auf dem Eröffnungsabend rief die Gewerkschaftschefin zu einem neuen gesellschaftlichen "Wir" auf, um den in Deutschland und Europa zunehmend an Einfluss gewinnenden Rechtspopulisten "nicht das Feld zu überlassen". Mit Blick auf die anstehende Präsidentschaftsstichwahl in Frankreich und die Landtagswahl in Schleswig-Holstein betonte sie: "Eine rückwärtsgewandte und nationalistische Politik lehnen wir ab." Die GEW werde sich mit dem aktuellen Rechtsruck jedoch auseinandersetzen.
Tepe mahnte neben mehr Geld zudem bessere Arbeitsbedingungen in der Bildung an. "Gute Bildung und gute Arbeit wollen wir nur zusammendenken." Darüber hinaus plädierte sie dafür, die Themen Arbeits- und Lebenszeit neu zu denken. "Arbeiten rund um die Uhr und am Wochende droht der neue Standard zu werden", warnte sie.
Gastdelegierte unter anderem aus Argentinien, Israel, Polen, Türkei und USA
Zur Eröffnung am Samstag sprachen außerdem der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann, die Vorsitzende der GEW Baden-Württemberg, Doro Moritz, der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen) sowie Freiburgs Oberbürgermeister Dieter Salomon (Bündnis 90/Die Grünen). Unstimmigkeiten zwischen dem Landesregierungschef und der GEW gibt es beim Thema Kooperationsverbot: Während die Gewerkschaft eine Aufhebung fordert, lehnt Kretschmann diese ab. Vor Beginn des Gewerkschaftstages hat GEW-Chefin Tepe erneut zu einem entschiedenen Vorgehen gegen marode Schulen aufgerufen. Ohne Kooperationsverbot könnte der Bund finanzschwache Kommunen bei der Sanierung von Schulgebäuden unterstützen.
Eine Reform der Bildungsfinanzierung ist auch Teil der Initiative "Bildung. Weiter denken!", mit der die GEW einen umfassenden Kurswechsel in der Steuer- und Finanzpolitik fordert.
Weitere politische Gastredner der kommenden Tage sind die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, die baden-württembergische Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU), der SPD-Vizevorsitzende Ralf Stegner, der stellvertretende CDU-Vorsitzende Thomas Strobl, Grünen-Bundesvorstandsmitglied Bettina Jarasch und Linken-Chef Bernd Riexinger. Darüber hinaus nehmen rund 60 internationale Gastdelegierte teil, unter anderem aus Argentinien, Burkina Faso, Israel, Nicaragua, Polen, Südafrika, der Türkei und den USA.