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Befristungen in der Coronapandemie

Fachgesellschaften erhöhen Druck auf Bund und Länder

Ein Bündnis aus 17 wissenschaftlichen Fachgesellschaften hat die Unterstützung von befristet beschäftigten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in der Coronakrise angemahnt. „Der Druck auf Bund und Länder steigt“, sagte GEW-Vize Andreas Keller.

Foto: Shutterstock / GEW

Die Gesellschaft für Medienwissenschaft weist in einer „Stellungnahme zur Situation von befristet angestellten und verbeamteten Wissenschaftler_innen während der Corona-Pandemie“ auf die aktuellen Belastungen und Benachteiligungen für die große Mehrheit der befristet Beschäftigten im Bereich der Geistes-, Sozial-und Kulturwissenschaften hin. 16 weitere Fachgesellschaften unterstützen diese Stellungnahme.

Wie die GEW sprechen sich die 17 Fachgesellschaften dafür aus, die pandemiebedingten Verlängerungsmöglichkeiten im Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) fortzusetzen. Sie fordern analoge Regelungen für die Verlängerung der Zeitbeamtenverhältnisse zum Beispiel von Juniorprofessorinnen und Juniorprofessoren.

Nur fünf Länder sehen Verlängerungsoptionen vor

Soeben hat eine Erhebung des Deutschen Hochschulverbandes ergeben, dass mit Baden-Württemberg, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen und Nordrhein-Westfalen überhaupt nur fünf Länder coronabedingte Verlängerungsoptionen für Juniorprofessorinnen und Juniorprofessoren vorsehen. In den anderen elf Ländern können sie mit keiner Kompensation für die pandemiebedingten Beeinträchtigungen rechnen – sowohl ihre Zwischenevaluation als auch der Abschluss ihrer Qualifizierung für eine Professur ist gefährdet.

„Es ist bestürzend, dass die meisten Länder auch nach einem Jahr Coronapandemie hier keinen kollektiven Nachteilsausgleich gesetzlich verankert haben.“ (Andreas Keller)

Die GEW hatte bereits im April 2020 in ihrer Stellungnahme zum Wissenschafts- und Studierendenunterstützungsgesetz eine Verlängerung der befristeten Beschäftigungsverhältnisse auch von Juniorprofessorinnen und Juniorprofessoren sowie weiteren Zeitbeamtinnen und Zeitbeamten, etwa Akademischen Rätinnen und Räten, gefordert. „Es ist bestürzend, dass die meisten Länder auch nach einem Jahr Coronapandemie hier keinen kollektiven Nachteilsausgleich gesetzlich verankert haben, obwohl sie hier allein das Heft des Handelns in der Hand haben“, kritisierte Andreas Keller, stellvertretender Vorsitzende und Hochschulexperte der GEW. Er  forderte diese Länder auf, endlich nachzuziehen.

GEW sieht Chancen, dass Bund und Länder nachlegen

Der Aufruf der Fachgesellschaften lenkt die Aufmerksamkeit außerdem auf die vielfach fehlende finanzielle Absicherung der Verlängerung von befristeten Beschäftigungsmöglichkeiten, wo diese zumindest als Option bestehen – etwa bei Drittmittelprojekten. Hier sind Bund und Länder gefragt, aus deren Haushalten der Löwenanteil der Drittmittel kommt.

Weiter fordern die Fachgesellschaften Unterstützungsmaßnahmen für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wie die Reduzierung des Lehrdeputats insbesondere auf Hochdeputatsstellen oder Zuschüsse für Hard- und Softwarebeschaffungen im Homeoffice. Die Befristungspraxis in der Wissenschaft gehöre grundsätzlich auf den Prüfstand.

„Immer mehr Stimmen werden für eine aktive Unterstützung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in der Coronakrise laut.“ (Andreas Keller)

GEW-Vize Andreas Keller freut sich, dass der Druck auf Bund und Länder größer wird. „Immer mehr Stimmen werden für eine aktive Unterstützung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in der Coronakrise laut. Das ist gut so und erhöht die Chancen, dass Bund und Länder die pandemiebedingten Verlängerungsmöglichkeiten des WissZeitVG über den 31. März hinaus verlängern und erweitern, entsprechende Regelungen für Zeitbeamtinnen und -beamte treffen, die Verlängerungsoptionen mit einem Rechtsanspruch ausstatten und finanziell absichern. Dafür ist es allerhöchste Zeit“, mahnte er.