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Positionspapier des DGB-Bundesfrauenausschusses

13 Forderungen für mehr Frauen am Arbeitsmarkt

Im Kampf gegen den Fachkräftemangel fordern die DGB-Frauen in einem Positionspapier auch eine stärkere Beteiligung von Frauen und mehr Gleichberechtigung am Arbeitsmarkt. Die GEW sieht die Bildung in der Verpflichtung, ihren Beitrag zu leisten.

Die DGB-Frauen fordern: "Um das Beschäftigungspotenzial von Frauen zu aktivieren und echte Gleichstellung am Arbeitsmarkt herzustellen, ihre eigenständige Existenzsicherung zu stärken und mehr Frauen in Führung zu bringen, müssen Geschlechterungleichheiten in der Arbeits- und Lebenswelt überwunden werden." (Foto: Pixabay / CC0)

In der Debatte um den Fachkräftemangel kommt dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) die Teilhabe von Frauen am Arbeitsmarkt zu kurz. „Obwohl hier das größte und somit wichtigste Beschäftigungspotenzial zur Fachkräftesicherung liegt – zumal Frauen heute besser ausgebildet sind als je zuvor“, heißt es in einem jüngst veröffentlichten Positionspapier des DGB-Bundesfrauenausschusses. „Nach wie vor ist die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen am Arbeitsmarkt noch nicht erreicht.“ 

Gründe seien die ungleiche Aufteilung von unbezahlter Haus- und Sorgearbeit zwischen Frauen und Männern, die Spaltung des Arbeitsmarktes in frauen- und männerdominierte Tätigkeiten, prekäre Arbeitsbedingungen in weiblich geprägten Berufsfeldern sowie Diskriminierung und Sexismus am Arbeitsplatz.

„Unser Beitrag als Bildungsarbeiter*innen ist es, Geschlechterrollenzuschreibungen aufzudecken und zu hinterfragen. Das muss so früh wie möglich und schon in Kitas und Schulen erfolgen.“ (Frauke Gützkow)

In 13 Forderungen erläutern die DGB-Frauen, wie sich mehr Gleichberechtigung in der Arbeitswelt erreichen lasse. Kernpunkte sind kürzere Arbeitszeiten, eine partnerschaftliche Aufteilung der Sorgearbeit, der Ausbau der Ganztagsbetreuung, die Aufwertung frauendominierter Berufe, die soziale Absicherung geringfügiger Beschäftigung, die Abschaffung des Ehegattensplittings sowie eine klischeefreie Bildung und geschlechtersensible Weiterbildung.

„Ohne gute Arbeitsbedingungen, faire Entlohnung in allen, auch den frauendominierten Branchen, diskriminierungsfreie Steuersysteme und sozialversicherungspflichtige Beschäftigung ab der ersten Arbeitsstunde wird der Fachkräftemangel nicht zu beheben sein“, heißt es in dem Positionspapier weiter.

Die GEW-Frauenpolitikexpertin Frauke Gützkow begrüßte das Papier und kommentierte: „Unser Beitrag als Bildungsarbeiter*innen ist es, Geschlechterrollenzuschreibungen aufzudecken und zu hinterfragen. Das muss so früh wie möglich und schon in Kitas und Schulen erfolgen. In der Berufsorientierung müssen wir dazu beitragen, dass Jugendliche ihr Spektrum jenseits der zehn von jungen Männern beziehungsweise Frauen meistgewählten Ausbildungsberufe erweitern.“

Vereinbarkeit und Bezahlung sind große Hürden

Dass sich Frauen in der Arbeitswelt nach wie vor mit vielfältigen Hürden konfrontiert sehen, macht auch eine repräsentative YouGov-Umfrage im Auftrag des DGB deutlich. Auf die Frage, wo die größten Hürden für Frauen in der Arbeitswelt lägen, nannte mehr als zwei Drittel der befragten Frauen (67 Prozent) die niedrige Entlohnung bzw. die schlechtere Bezahlung, dicht gefolgt von der mangelnden Vereinbarkeit von Familie und Beruf (63 Prozent).

Jede Dritte (35 Prozent) sah zudem in Sexismus und sexueller Belästigung am Arbeitsplatz sowie im fehlenden Gestaltungsspielraum bei der Arbeitszeit eine hohe Hürde für Frauen in der Arbeitswelt. Auf Platz fünf landeten schlechte Arbeitsbedingungen, die 28 Prozent der befragten Frauen als Hindernis am Arbeitsmarkt wahrnahmen.

Auch den befragten Männer waren die Schieflagen auf dem Arbeitsmarkt bewusst. So sahen über die Hälfte die mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Beruf als eine der größten Hürden für Frauen, 45 Prozent deren niedrigere Entlohnung. Knapp ein Drittel (30 Prozent) nahmen Sexismus und sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, gefolgt von fehlendem Gestaltungsspielraum bei der Arbeitszeit (25 Prozent) und schlechten Arbeitsbedingen (17 Prozent).

An der Onlineumfrage nahmen 993 Männer und 1.050 Frauen vom 9. bis 11. November 2022 teil.