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Tenure-Track-Programm

1.000 Professuren am Start – GEW-Appell an geförderte Unis

Am 12. September 2019 sind die Förderentscheidungen in der zweiten Bewilligungsrunde des Bund-Länder-Programms zur „Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses“, dem so genannten Tenure-Track-Programm, getroffen worden.

Foto: Kay Herschelmann
Foto: Kay Herschelmann

Deutschlandweit werden nun insgesamt 1.000 Tenure-Track-Professuren gefördert. Das teilte die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) mit. Die GEW hat den geförderten Universitäten gratuliert und sie zur Schaffung verlässlicher Karrierewege aufgefordert.

Ein 18-köpfiges Auswahlgremium hat am 12. September 532 Tenure-Track-Professuren an 57 Hochschulen zur Förderung ausgewählt. In der ersten Bewilligungsrunde 2017 wurden bereits 468 Tenure-Track-Professuren vergeben. Damit profitieren insgesamt 75 Universitäten und gleichgestellte Hochschulen von dem Programm. Ein Tenure Track eröffnet promovierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Perspektive einer dauerhaften Beschäftigung.

Ein Tenure-Track-Programm wurde bereits 2013 von der GEW in ihrem Köpenicker Appell „Jetzt die Weichen für den Traumjob Wissenschaft stellen“ vorgeschlagen, 2016 konkretisierte die Bildungsgewerkschaft in ihrer Wittenberger Erklärung ihre Anforderungen an ein solches Programm. Auf der Grundlage von Berechnungen des Instituts für Hochschulforschung an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg bezifferte sie den Bedarf an Tenure-Track-Professuren an Universitäten auf 5.000.

Weitere 500 Tenure-Track-Professuren sollten den Fachhochschulen bzw. Hochschulen für angewandte Wissenschaften die Möglichkeit eröffnen, qualifizierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über eine parallele Praxisqualifikation zur Professur zu führen. Mindestens die Hälfte aller Tenure-Track-Professuren müssten mit qualifizierten Wissenschaftlerinnen besetzt werden, forderte die Bildungsgewerkschaft.

„Die Kriterien für die Zielerreichung müssen mit den jeweiligen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ausgehandelt werden sowie transparent, nachvollziehbar und erreichbar sein.“ (Andreas Keller)

Andreas Keller, stellvertretender Vorsitzender und Hochschulexperte der GEW, gratulierte den im Tenure-Track-Programm zum Zuge gekommenen Hochschulen, verband aber seine Glückwünsche mit der Erwartung, die Fördergelder wirksam einzusetzen. Entscheidend sei, dass die Beschäftigungsverhältnisse der Tenure Track-Professorinnen und Professoren tatsächlich entfristet werden, wenn die vereinbarten Ziele erreicht sind. „Die Kriterien für die Zielerreichung müssen mit den jeweiligen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ausgehandelt werden sowie transparent, nachvollziehbar und erreichbar sein“, sagte Keller.

Er forderte weiter, die Universitäten sollten unter Beteiligung der Personalräte Personalentwicklungskonzepte vorlegen und umsetzen, die über die geförderten Professuren hinaus universitätsweit Tenure-Track-Modelle etablieren, auf Grundlage eines Dauerstellenkonzepts den Anteil der unbefristeten Beschäftigungsverhältnisse erhöhen und die familienfreundliche Gestaltung von Karrierewegen vorsehen. Weiter dürfte die Berufung auf eine Tenure-Track-Professur nicht etwa den Abschluss einer Postdoc-Phase voraussetzen, sondern müssten qualifizierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unmittelbar nach der Promotion offenstehen. „In vielen Stellenausschreibungen wird die Latte viel zu hoch gelegt: Gesucht werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich locker auch auf eine W3-Lebenszeitprofessur bewerben könnten“, gab Keller zu bedenken.