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GEW: „Viel Luft nach oben in Uni-Personalpolitik“

Bildungsgewerkschaft nimmt mit „Kodex-Check“ Beschäftigungsbedingungen unter die Lupe

Berlin - An den deutschen Universitäten gibt es in der Personalpolitik noch "viel Luft nach oben". Das ist das Ergebnis einer Untersuchung, in der die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) die Personalpolitik und die Beschäftigungsbedingungen an den Unis bewertet hat. "Der Löwenanteil der Forschung und Lehre an den 82 staatlichen Universitäten in Deutschland wird von befristet beschäftigten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern erbracht, zunehmend auch von prekär Beschäftigten, die als Lehrbeauftragte stundenweise bezahlt werden oder unentgeltlich arbeiten. Das ist nicht akzeptabel: Wer von seinem Personal qualitativ hochwertige Lehre und exzellente Forschung erwartet, muss anständige Beschäftigungsbedingungen bieten. Es ist höchste Zeit, dass die Universitäten für gute Arbeit in der Wissenschaft sorgen", sagte Andreas Keller, stellvertretender GEW-Vorsitzender und Hochschulexperte, am Mittwoch während einer Pressekonferenz zur Vorstellung des Kodex-Checks der Bildungsgewerkschaft in Berlin. Auf ihrer neuen Website präsentiert die GEW Basisdaten zu Personalpolitik und Beschäftigungsbedingungen an allen staatlichen Universitäten in Deutschland.

Keller machte darauf aufmerksam, dass die Universitäten trotz schwieriger haushaltspolitischer Rahmenbedingungen offensichtlich über einen erheblichen Gestaltungsspielraum verfügten. "Die Befristungsquoten in der Gruppe der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter reichen von rund 70 bis zu 99 Prozent an einzelnen Universitäten. Ähnliche Bandbreiten sind bei den Anteilen der Teilzeitbeschäftigten, der nebenberuflich Beschäftigten und beim Geschlechterverhältnis zu verzeichnen. Wir erwarten, dass die Verbesserung der Beschäftigungsbedingungen einen ebenso großen Stellenwert in der Hochschulentwicklung bekommt wie gute Forschung und Lehre, Wissenstransfer und Weiterbildung haben", mahnte der GEW-Vize.

Keller hob ein weiteres Ergebnis des GEW-Kodex-Check hervor: "Der Frauenanteil liegt ausgerechnet in den Personalkategorien besonders hoch, in denen die Lehrverpflichtung am größten und die Aufstiegsmöglichkeiten am geringsten sind: bei den Lehrkräften für besondere Aufgaben. Die Universitäten müssen endlich einen Beitrag zur Chancengleichheit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern leisten", erklärte der GEW-Hochschulexperte.

Den Universitäten empfahl Keller, sich nach dem Vorbild des Herrschinger Kodex "Gute Arbeit in der Wissenschaft" der GEW freiwillig zu Mindeststandards für faire Beschäftigungsbedingungen und verlässlichen Karrierewegen zu verpflichten. "In den vergangenen Jahren ist die Autonomie der Unis auch in Personalangelegenheiten massiv gestärkt worden. Sie müssen jetzt unter Beweis stellen, dass sie mit ihrer Autonomie verantwortungsbewusst umgehen können", betonte der GEW-Sprecher.

Info: Die Website "Kodex-Check" ist heute mit Blick auf den 8. Follow-up-Kongress zum "Templiner Manifest" freigeschaltet worden. Sie liefert Informationen zu Personalpolitik und Beschäftigungsbedingungen an den 82 staatlichen Universitäten in Deutschland, u. a. zur befristeten und unbefristeten Beschäftigung, zu Teilzeit- und Vollzeitbeschäftigung, zu haupt- und nebenberuflicher Beschäftigung, zur Familienfreundlichkeit oder Chancengleichheit von Frauen und Männern. Der Kodex-Check basiert auf Daten, die in einer von der Max-Traeger-Stiftung geförderten und von Anne K. Krüger, Franziska Leischner, Johannes Moes und Anna Schütz verfassten Studie der Humboldt-Universität zu Berlin aufbereitet wurden.

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