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Frauen & Wissenschaft

Der Frauenanteil bei den Professorinnen liegt in Deutschland nur bei 20 Prozent. Das Problem: Wissenschaftliche Karrieren entscheiden sich im Alter zwischen 30 und 40, also in der Familiengründungsphase. Und durch die hohe Zahl an befristeten Stellen besteht große Planungsunsicherheit.

Trotz der hohen Studienabschlussquoten von Frauen besteht die „leaky pipeline“ in der Wissenschaft weiter: An einer bestimmten Karrierestufe steigen Frauen aus dem Wissenschaftssystem aus. Der Frauenanteil an der Preofessorenschaft liegt in Deutschland nur bei 20 Prozent. Unter den Habilitationsabschlüssen sind 27 Prozent Frauen, unter den Promotionen 30. Ein zentrales Problem sind die Rahmenbedingungen: Wissenschaftliche Karrieren entscheiden sich zwischen 30 und 40 Jahren, also in der Familiengründungsphase. Durch die hohe Zahl an befristeten Stellen besteht zudem eine große Planungsunsicherheit.

Die GEW fordert eine aktive Gleichstellungspolitik an Hochschulen und Forschungseinrichtungen, die an den Strukturen der Karrierewege und Personalrekrutierung ansetzt. Durch eine verbindliche und mit Sanktionen verknüpfte Quotierung ist ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen den Geschlechtern auf allen Karrierestufen einschließlich der Professuren und sonstigen Leitungsfunktionen herzustellen. Die GEW fordert, Geschlechtergerechtigkeit im Personal- und Qualitätsmanagement von Hochschulen und Forschungseinrichtungen zu verankern und die Rechte der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten zu stärken.

Vor allem Frauen stehen in Hochschule und Forschung nach wie vor vielfältige strukturelle und kulturelle Barrieren entgegen. Dies ist schon daran abzulesen, dass Frauen in Leitungspositionen von Hochschulen und Forschungseinrichtungen und in Professuren immer noch stark unterrepräsentiert sind.

Das Fehlen stabiler und langfristiger Berufsperspektiven in der Wissenschaft wirkt sich für Frauen zusätzlich benachteiligend aus. Mit jeder Qualifikationsstufe steigen Frauen aus der Wissenschaft aus, statt in ihr aufzusteigen. Der hinter der bestehenden Personalstruktur stehende, vertikal angelegte Karrierebegriff wird der gesellschaftlichen Entwicklung der Lebensentwürfe nicht gerecht. Hinzu kommt die kulturelle Dimension von Wissenschaft: der Mythos, dass Wissenschaft kein Beruf wie jeder andere sei, sondern eine Lebensform, der man sich voll und ganz hingeben müsse.

Hochschulen auch an ihrer Gleichstellungspolitik messen

Die GEW fordert stattdessen Karrierewege in der Wissenschaft, die horizontale und intersektorale Mobilität sowie Unterbrechungen der Erwerbsarbeit zulassen. Die Forschungsförderung und die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses müssen diesen Anforderungen Rechnung tragen und entsprechende Optionen anbieten. Der Gleichstellungsauftrag von Hochschulen und Forschungseinrichtungen und die Verpflichtung zu Gender Mainstreaming in der Hochschulsteuerung, der Hochschulentwicklungsplanung und der Organisations- und Personalentwicklung müssen gesetzlich verankert bleiben. Dies gilt auch für die Ämter von Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten, die nach wie vor wirksame Gestaltungsmöglichkeiten und Mitwirkungsrechte brauchen.

Die GEW fordert von den Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Organisationen der Wissenschaftsförderung wirksame Maßnahmen, um die Frauenanteile auf allen wissenschaftlichen Karrierestufen einschließlich der Professuren und sonstigen Leitungsfunktionen mit dem Ziel eines ausgeglichenen Geschlechterverhältnisses zu erhöhen. Dort, wo Frauen bereits im Studium unterrepräsentiert sind, insbesondere in Natur- und Ingenieurwissenschaften, ist auch der Anteil der Studentinnen zu steigern. Außerdem ist sicherzustellen, dass der Übergang von Frauen vom Bachelor- zum Masterstudium nicht eingeschränkt wird.

Die GEW fordert, dass sich Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Zielvereinbarungen verbindlich zur nachweislichen Steigerung des Frauenanteils in Bereichen, in denen Frauen unterrepräsentiert sind, verpflichten. Diese Quoten müssen mit starken Sanktionen verknüpft sein. Maßnahmen der öffentlichen Forschungsförderung müssen von der Erfüllung dieser Vorgaben abhängig gemacht werden.

Die GEW fordert, dass überall, wo in Hochschule und Forschung von wissenschaftlicher Qualität die Rede ist, Qualitätskriterien sowie deren Zustandekommen transparent gemacht werden, insbesondere bei jeder Art der Evaluation von Personen, Prozessen und Institutionen. Die Qualität von Hochschulen und Forschungseinrichtungen ist auch daran zu messen, inwieweit und mit welchem Erfolg sie aktive Gleichstellungspolitik betreiben, geschlechtergerechte Studien- und Arbeitsbedingungen schaffen sowie Frauen- und Genderforschung fördern und deren Erkenntnisse bei der Studiengestaltung berücksichtigen und in Lehre und Studium einbeziehen.