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Unsere Positionen

Recht auf Bildung verwirklichen
Bildung ist ein grundlegendes Menschenrecht. Bildung schafft Perspektiven und ist ein entscheidender Faktor bei der Bekämpfung von Armut und sozialer Ungerechtigkeit sowie bei der Verbesserung individueller und gesellschaftlicher Teilhabe. Vielen Menschen wird dieses Recht jedoch vorenthalten - auch in Deutschland klaffen Rechtsanspruch und -wirklichkeit zuweilen weit auseinander; Bildungs- und Teilhabechancen sind abhängig von sozialer, kultureller, ethnischer Herkunft und sind beschränkt durch ökonomische Faktoren oder aufenthaltsrechtliche Regelungen. Benachteiligungen im Bildungssystem, Barrieren beim Zugang zu Bildungseinrichtungen und bei der Nutzung von Bildungsangeboten sind für Kinder und Jugendliche mit Zuwanderungsgeschichte und ihre Familien hierzulande immer noch Alltag.

Das Menschenrecht auf Bildung muss für alle Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen gelten – ausnahmslos. Wir fordern daher einen diskriminierungsfreien Zugang von Anfang an zu Einrichtungen der frühkindlichen Bildung, Schulen, Hochschulen und weiterbildenden Einrichtungen. Zugleich fordern wir den Abbau von Bildungsungleichheiten sowie von Barrieren für gemeinsames Leben und Lernen und gleichberechtigte Teilhabe.

  • Für minderjährige geflüchtete Kinder und Jugendliche fordern wir das Recht auf Kita- und Schulbesuch ab dem ersten Tag, für die älteren Jugendlichen das Recht auf Schulbesuch über die Volljährigkeit hinaus.
  • Migrantinnen und Migranten jeden Alters sind zudem - unabhängig vom Aufenthaltsstatus - auf zügige, kompetente Sprachvermittlung und abgestimmte, zielgruppenspezifische Förderung auf vielen Ebenen angewiesen. Nur so können sie Anschluss an das Bildungs- und Beschäftigungssystem gewinnen und die Integration in die Gesellschaft bewältigen. Daher fordern wir einen bedarfsgerechten, flächendeckenden Ausbau von Grund- und Aufbaukursen in Deutsch als Zweitsprache.

Vielfalt als Normalität und Potenzial anerkennen und wertschätzen
Migrationsbedingte Vielfalt birgt wichtige gesellschaftliche Entwicklungspotenziale und Ressourcen. Die bildungspolitischen und gesellschaftlichen Debatten und medialen Berichte im Themenfeld Bildung und Migration werden allerdings nach wie vor von einer Defizitperspektive dominiert, soziale Probleme und ausbleibender Bildungserfolg von Migrantinnen und Migranten werden ethnisiert.
Der BAMA setzt sich für die Wertschätzung von Vielfalt als Normalität und Potenzial für die Gesellschaft ein.

  • Wir fordern die Schaffung einer generellen Willkommenskultur und die migrationsgesellschaftliche Öffnung in allen Bildungseinrichtungen.
  • Wir fördern sowohl die Vermittlung pädagogischer Haltungen, die allen Kindern und Jugendlichen eine ihren Bedürfnissen angemessene Bildung und Erziehung ermöglicht, als auch die Anerkennung und Wertschätzung der Kompetenzen von pädagogischen Fachkräften mit Zuwanderungsgeschichte und die multiprofessionelle Zusammenarbeit mit Eltern.

Daran anschließend fordern wir, den Anteil von Pädagoginnen und Pädagogen mit Zuwanderungsgeschichte in allen Bildungsbereichen deutlich zu erhöhen – auch in leitenden Funktionen. Pädagogische Fachkräfte brauchen zudem professionelle Aus- und Weiterbildung für den Umgang mit migrationsbedingter Heterogenität. Adressatengerechte pädagogische Konzepte müssen entwickelt und evaluiert werden.

Durchgängige Sprachbildung und Mehrsprachigkeit in allen Bereichen fördern
Durchgängige Sprachbildung ist als Gesamtkonzept sprachlicher Bildung zu verstehen, in dem allen Kindern und Jugendlichen unabhängig von ihrer Erstsprache bildungsrelevante sprachliche Fähigkeiten vermittelt werden, die gute Schulabschlüsse ermöglichen und den Übergang in den Beruf erleichtern. Durchgängige Sprachbildung zieht sich durch die gesamte Bildungsbiografie. Sie bezieht die mehrsprachigen Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen und deren Familien ein,  fördert den Erhalt der Mehrsprachigkeit bereits in den Institutionen der frühen Bildung sowie durch Unterrichtsangebote in den Herkunftssprachen der Schülerinnen und Schüler.

Die Sicherung des Erwerbs der Bildungssprache Deutsch für Kinder und Jugendliche ist eine Aufgabe aller Bildungseinrichtungen. Daher setzen wir uns ein für

  • die Verankerung von Programmen in den Kitas, die eine alltagsintegrierte frühe sprachliche Bildung von Anfang an sicherstellen. Dies erfordert finanzielle und personale Ressourcen für Beratung und  Begleitung und die fachliche Unterstützung der Kita- Teams durch Aus-, Fort- und Weiterbildungen. 
  • die Aufnahme von Deutsch als Zweitsprache und der Erwerb von Kompetenzen in sprachsensiblem Unterricht als verpflichtender Bestandteil der Ausbildung für Lehrerinnen und Lehrer aller Schularten und Fächer.

Die GEW sieht in der Sprachenvielfalt eine Chance und Bereicherung. Um die sprachlichen Kompetenzen mehrsprachig aufwachsender Kinder und Jugendlicher zu erhalten und zu fördern, fordern wir

  • den Rechtsanspruch auf Unterricht in Herkunfts- bzw. Familiensprachen mehrsprachig aufwachsender Kinder und Jugendlicher und
  • die Aufnahme der in Deutschland gesprochenen Sprachen in die Lehramtsstudiengänge, die frühpädagogischen Studiengänge,  in die sozialpädagogischen Ausbildungs-Curricula sowie in die Angebote anderer Bildungseinrichtungen.

Diskriminierungen und Rassismen entgegenwirken
Rassistisch motivierte Gewalt, offener oder verdeckter Alltagsrassismus und institutioneller Rassismus sind Formen rassistischer Diskriminierung, die auf ungleichen Machtverhältnissen beruhen und in unterschiedlicher Weise verletzen, traumatisieren und zu Ausgrenzung führen. Rassismus hat viele Gesichter und ist kein rechtsextremes Randphänomen. Er manifestiert sich in verschiedenen Ideologien der Ungleichwertigkeit wie Antisemitismus, Rassismus gegen Flüchtlinge, Muslime oder Sinti und Roma, welche tief in der Mitte unserer Gesellschaft verankert sind und sich mit anderen Diskriminierungsformen verbinden.

  • Wir wollen Diskriminierungen und rassistischen Ausgrenzungen in der Gesellschaft -  insbesondere auch in Bildungseinrichtungen - entgegenwirken und über die unterschiedlichen Erscheinungsformen von Rassismus, Ursachen sowie Auswirkungen aufklären.
  • Wir sehen es als unsere Aufgabe an, rassistische Alltagserfahrungen wahrzunehmen und sie zu bearbeiten. Wir wollen Kinder, Jugendliche, Eltern und Pädagoginnen und Pädagogen vor Diskriminierung und Verletzung schützen und ihre Widerstandspotenziale stärken.
  • Wir wollen Toleranz und Respekt sowie den diskriminierungsfreien Umgang mit Vielfalt in personaler, religiöser, geschlechtlicher, kultureller, ethnischer und sozialer Hinsicht vorleben und vermitteln. Daher setzen wir uns für Demokratie- und  Friedenserziehung sowie einen weltanschaulich neutralen Werteunterricht als Pflichtfächer an Schulen ein.