Zum Inhalt springen

Geschlechterreflektierte Pädagogik

Was sind Geschlechterstereotype?

Bildungseinrichtungen sind zentrale Orte, um einen sensiblen Umgang mit geschlechterstereotypen Zuschreibungen anzustoßen. Pädagog*innen sollten sich dessen bewusst sein.

Frauke Gützkow, Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands, AB Frauen-, Gleichstellungs-, Geschlechterpolitik (Foto: Alice End)

Um die Frage in der Überschrift zu beantworten: Geschlechterstereotype stehen all dem entgegen, was wir mit emanzipatorischer Bildung verbinden. Ein Stereotyp steht für vermeintliche Gemeinsamkeiten und Unterschiede, für soziale Kategorisierungen und führt dazu, dass tatsächliche Unterschiede zwischen Personen in einer Gruppe vernachlässigt werden. Es handelt sich um Zuweisungen von Geschlechterrollen. Diese sind mit einer Geschlechterhierarchie verbunden – die Eigenschaften, die Mädchen und Frauen zugeschrieben werden, sind weniger hoch angesehen als die, die Jungen und Männern zugeschrieben werden. Das engt die Individuen in ihren Entfaltungsmöglichkeiten ein.

Der Kern einer geschlechterreflektierten Pädagogik ist, dass Geschlecht nicht mehr länger ein gesehenes, aber unbemerktes Merkmal ist, und sich bewusst zu sein, dass vermeintlich geschlechtsneutrale Unternehmungen Geschlechterunterschiede in Benachteiligung verwandeln können. Bildungseinrichtungen sind die Orte, um Sensibilität im Umgang mit diesen Zuschreibungen anzustoßen. Die Frage lautet: Welchen Anteil haben Pädagog*innen und Lehrkräfte sowie Kinder, Lernende, Eltern bei der Konstruktion von Geschlecht?

„Es gilt, allen Lernenden freie Entfaltung, bestmögliches Lernen und Partizipation zu ermöglichen.“

In der Praxis einer geschlechtersensiblen Pädagogik wird zwischen Dramatisierung und Entdramatisierung von Geschlecht abgewogen. Es gilt, allen Lernenden freie Entfaltung, bestmögliches Lernen und Partizipation zu ermöglichen. Wie kann ein reflektierter und perspektivenöffnender Umgang mit Geschlecht ermöglicht werden, wie können Diskriminierungen vermieden werden? Konkreter: Wie können wir mit unserem Verhalten dazu beitragen, geschlechtliche Vielfalt zu entdramatisieren, die sozialen Geschlechter Frau/Mädchen und Mann/Junge nicht zu reproduzieren und trans*- und inter*-Kinder und -Jugendliche nicht auszugrenzen?

Da Geschlechter in pädagogischen Interaktionen konstruiert werden, können sie hier auch wahrgenommen und überwunden werden – das sind die Herausforderung und der Auftrag pädagogischen Handelns. Diese Veränderbarkeit all dessen macht Mut, sich der Auseinandersetzung mit Geschlechterstereotypen zu stellen. Der Schlüssel liegt in der Reflexion der eigenen Haltung.