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Studie zur schulischen Integration von Flüchtlingen

Bei der Integration geflüchteter Kinder und Jugendlicher in das deutsche Bildungssystem sind einer Studie zufolge noch viele Hürden zu nehmen. Die GEW bekräftigt ihre Forderungen nach multiprofessionellen Teams und mehrsprachigen Angeboten.

Die Integration junger Flüchtlinge in das deutsche Bildungssystem muss trotz bereits beachtlicher Anstrengungen noch deutlich verbessert werden. Das ist ein Ergebnis der neuen Studie „Chancen und Hoffnung durch Bildung. Wie das deutsche Schulsystem Geflüchtete integriert“ der Bremer Sozialwissenschaftlerin Dita Vogel und der GEW-Migrationsexpertin Elina Stock. Mit Blick auf den Schulzugang, die Einstiegsphase und den Regelunterricht analysiert die Studie am Beispiel des Bundeslandes Bremen zum einen bestehende Regelungen und deren praktische Umsetzung. Zum anderen gibt sie konkrete Handlungsempfehlungen, um Bildung für alle sicherzustellen und die Integration von geflüchteten Kindern und Jugendlichen voranzutreiben. „Deutschlernen ist wichtig. Aber jeder Monat, in dem nur Deutsch gelernt wird, verursacht Lücken in anderen wichtigen Fächern wie Mathe und Englisch“, sagte Vogel. Schulen könnten zudem die sprachlichen und fachlichen Kompetenzen geflüchteter Lehrkräfte gut gebrauchen. „Aber der Weg zur Anerkennung ist so schwierig, dass die Wenigsten einen Weg in die Schulen finden.“

„Bildung kann nicht warten.“ (Marlis Tepe)

Auch die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe forderte, integriertes Fach- und Sprachlernen sowie Unterrichtsangebote in Herkunftssprachen auszubauen. So werde Kindern und Jugendlichen ein möglichst schneller Übergang in Regelklassen erleichtert. Bewährt habe sich das teilintegrative Modell, bei dem junge Flüchtlinge von Anfang an stundenweise an Fächern wie Kunst, Musik, Sport, Mathe oder Fremdsprachen teilnähmen. „Alle diese Maßnahmen können am besten im Ganztag umgesetzt werden – und wenn der Unterricht häufiger von zwei Lehrkräften gestaltet wird.“

Tepe bekräftigte zudem die GEW-Forderung, geflüchtete Kinder und Jugendliche müssten unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus so schnell wie möglich zur Schule gehen oder eine Berufsausbildung aufnehmen: „Bildung kann nicht warten.“ Erfolgreiche Schul- und Berufsabschlüsse seien wichtige Voraussetzungen, um Geflüchtete in die Gesellschaft zu integrieren und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich in Deutschland ein selbstbestimmtes Leben aufzubauen. Dazu müssten zusätzliche Lehrkräfte sowie Sozialarbeiter und -pädagoginnen eingestellt und qualifiziert werden. Schulen bräuchten mehr multiprofessionelle Teams, beispielsweise um traumatisierte Kinder und Jugendliche zu unterstützen. Die chronische Unterfinanzierung des Bildungsbereichs und der Lehrkräftemangel erschwerten diese Aufgaben jedoch. Pädagoginnen und Pädagogen hätten bereits viel Einsatz gezeigt und müssten nun entlastet werden. „Dafür müssen die Länder noch mal eine Schippe drauflegen und für die Integration geflüchteter Kinder und Jugendlicher mehr Geld in die Hand nehmen.“

„Deutschland hat in einer Notlage eine Führungsrolle übernommen. Jetzt geht es darum, langfristige Lösungen zu gestalten.“ (Martin Henry)

Die Studie in Auftrag gegeben hatte die Bildungsinternationale (BI), der internationale Dachverband von 400 Bildungsgewerkschaften. In fünf europäischen Ländern ließ die BI die bildungspolitischen Rahmenbedingungen zur Integration von Flüchtlingen untersuchen – neben Deutschland in Italien, Spanien, Schweden und Polen. Hierzulande standen exemplarisch die aktuelle Situation und die besonderen Herausforderungen im Bundesland Bremen im Fokus. „Deutschland hat in einer Notlage eine Führungsrolle übernommen. Jetzt geht es darum, langfristige Lösungen zu gestalten“, sagte BI-Forschungskoordinator Martin Henry bei der Vorstellung der Studie.