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Öffentlichem Dienst fehlen 110.000 Stellen

Im öffentlichen Dienst werden laut einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung mindestens 110.000 zusätzliche Stellen benötigt. Besonders groß ist der Bedarf in den Bereichen Kinderbetreuung, Finanzverwaltung, Polizei und Bildung.

Im öffentlichen Dienst herrscht weiter Personalmangel: Um alle Aufgaben angemessen erfüllen zu können, müsste der deutsche Staat in den kommenden Jahren mindestens 110.000 neue Fachkräfte einstellen – zusätzlich zu den rund 115.000 Stellen, die jedes Jahr aus Altersgründen neu besetzt werden müssen. Das zeigt eine Studie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung (HBS). Nach Berechnungen des Finanzexperten Dieter Vesper fehlen dem Staat vor allem in den Bereichen Kinderbetreuung, Finanzverwaltung, Polizei sowie Bildung Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Die Prognosen der Kultusminister zum künftigen Lehrkräftebedarf hält Vesper für problematisch, weil sie von sinkenden Schülerzahlen ausgingen, was angesichts der Flüchtlingszuwanderung zweifelhaft sei. Zudem ließen die Kalkulationen der Kultusminister Reformziele wie eine Senkung der Klassengrößen oder mehr Inklusion außer Acht. Der Gutachter geht davon aus, dass etwa 10.000 zusätzliche Lehrkräfte an Schulen nötig seien. 

In den Kitas seien laut HBS-Studie die Personalschlüssel trotz Verbesserungen der vergangenen Jahre zum Teil weit von kindgerechten und pädagogisch sinnvollen Relationen entfernt. Wenn man Zahlen der Bertelsmann-Stiftung zugrunde lege, fehlten den öffentlichen Trägern 38.000 Erzieherinnen. Die Zuwanderung dürfte Vesper zufolge zusätzliche Ressourcen in Höhe von langfristig etwa 3.500 Vollzeitkräften erfordern. Insgesamt seien also rund 42.000 zusätzliche Vollzeitstellen nötig.

Finanzierung zusätzlicher Stellen machbar

Die Finanzierung hält Finanzexperte Vesper für machbar: Wenn über sechs Jahre jeweils 20.000 zusätzliche Stellen geschaffen würden, koste dies zunächst eine Milliarde Euro pro Jahr, nach sechs Jahren rund sechs Milliarden Euro pro Jahr. "Das sollte für die Politik in jedem Fall ein lösbares Problem sein", schreibt der Autor. Alle Haushaltsebenen erwirtschafteten zurzeit Überschüsse, so Vesper.

Die kürzlich ins Leben gerufene bundesweite GEW-Initiative "Bildung. Weiter denken!" macht sich ebenfalls für zusätzliche Investitionen in die Bildung stark. Die GEW hat dazu ein Steuerkonzept vorgelegt und sicht Bündnispartner und -partnerinnen, die ebenfalls für bessere Lern- und Arbeitsbedingungen sowie mehr Geld für Bildung kämpfen wollen