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NASUWT-Konferenz: Einheitliche Bezahlung und früherer Renteneintritt

Die zweitgrößte britische Bildungsgewerkschaft NASUWT hat auf ihrer Jahreskonferenz in Birmingham eine einheitliche Bezahlung in allen Landesteilen und eine Senkung des Renteneintrittsalters von derzeit 67 Jahren zurück auf 63 gefordert.

Bei der Jahreskonferenz der britischen Bildungsgewerkschaft NASUWT vom 30. März bis 2. April 2018 in Birmingham haben die britischen Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter Anträge unter anderem für mehr Gesundheitsschutz, eine landesweit einheitliche Bezahlung und eine Rückkehr zum Renteneintrittsalter von 63 Jahren verabschiedet. Mehrfach wurde der Vorstand zur Ausrufung von Streiks als letzem Mittel aufgefordert.   

Zwar prangte im International Convention Centre überall der Spruch „We are proud to be a teacher“. Laut Umfragen empfinden jedoch mehr als 50 Prozent der Lehrkräfte in Großbritannien ihre Arbeitsbedingungen als negativ bis sehr negativ. Bei der Jahreskonferenz wurden daher Forderung nach einem größeren Fokus auf die psychische Gesundheit von Lehrerinnen und Lehrern laut. In einem weiteren Antrag, der einstimmig verabschiedet wurde, verlangten die Delegierten eine einheitliche gute Bezahlung in allen britischen Landesteilen. Bisher beziehen Lehrkräfte regional unterschiedliche Gehälter. Mit nur wenigen Gegenstimmen wurde ein Antrag zu Obergrenzen bei Klassenstärken beschlossen.

Solidaritätspreis für iranischen Gewerkschafter

NASUWT-Generalsekretärin Chris Keates zeichnete den iranischen Gewerkschafter Esmail Abdi mit dem „International Solidarity Award“ aus und würdigte ihn damit für seinen Einsatz für die Rechte der Lehrkräfte und gute Bildung in seinem Land. Abdi ist Mathematiklehrer und Vorsitzender der Iran Teachers‘ Trade Association (ITTA). Er wurde wegen der Organisation friedlicher Proteste 2015 verhaftet und konnte den Preis daher nicht persönlich entgegennehmen.

“Wir brauchen gemeinsame Solidarität gegen die Trumps, Erdogans und Temers! Sie wollen uns unsere Rechte nehmen!” rief David Ewards vom Vorstand der Bildungsinternationale (BI) den Delegierten unter viel Beifall zu. Aufrüttelnd waren die Berichte der internationalen Gäste: Eine Kollegin aus Bahrein schilderte, dass sie wegen ihrer Gewerkschaftsarbeit mehrfach inhaftiert gewesen sei und nun erstmals ihr Land habe wieder verlassen dürfen. Kollegen aus dem Irak beklagten, dass viele Kinder in ihrem Land keine Möglichkeit zum Schulbesuch hätten. Im kurdischen Landesteil gebe es noch nicht einmal einen Plan für den Aufbau eines Bildungssystems für alle.

Aus Simbabwe, dessen autokratischen Herrscher Robert Mugabe das Militär 2017 nach 30 Jahren Präsidentschaft aus dem Amt gedrängt hatte, wurde berichtet, dass sich die neue Führung kaum dafür interessiere, ob Schulen offen oder geschlossen seien. In den USA habe sich die Situation der Gewerkschaften mit dem Regierungsantritt von Präsident Donald Trump, der private Schulen der öffentlichen Bildung vorziehe, verschlechtert. Kürzlich hätten tausende US-Lehrkräfte für bessere Arbeitsbedingungen und eine bessere Ausstattung öffentlicher Schulen gestreikt.

Internationale Solidaritätsaktionen werden registriert

Kolleginnen und Kollegen der türkischen Bildungsgewerkschaft Egitim Sen zufolge werden auch dort die Bedingungen für gewerkschaftliche Arbeit immer schwieriger. Nach jüngsten Protesten gegen den Überfall der Türkei auf die nordsyrische Region Afrin seien erneut rund 7.500 Studierende inhaftiert worden. Die Bildung werde zunehmend islamisiert und Lehrpläne entsprechend angepasst. Umso wichtiger sei jede Form von internationaler Solidarität. Die Aktionen in Deutschland seien dabei nicht zu unterschätzen, sie würden auch von den Regierenden registriert.