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Expertenkommission Forschung und Innovation kritisiert Karrierewege

Die Kommission kritisiert den „beruflichen Flaschenhals“ in der wissenschaftlichen Karriere und warnt vor Mitnahmeeffekten bei der Umsetzung des Bund-Länder-Programms für den wissenschaftlichen Nachwuchs.

Bild: Dirk Lässig

Fast zeitgleich mit dem Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs 2017 ist auch das neue Jahresgutachten der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) erschienen, das der Vorsitzende der Kommission, Dietmar Harhoff, am 15. Februar Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) übergeben hat.

Besorgt ist die Kommission über das überproportional starke Wachstum bei dem aus Drittmitteln finanzierten wissenschaftlichen Nachwuchs. Diese Gruppe ist in den letzten zehn Jahren mehr als vier Mal so stark gewachsen wie die Gruppe der Professorinnen und Professoren – plus 94 Prozent auf 71.300. Dadurch entstehe ein starkes Ungleichgewicht im Verhältnis von Nachwuchskräften zu Professuren, kritisiert die Kommission. Eine solche Entwicklung beeinträchtige die längerfristigen Beschäftigungschancen des wissenschaftlichen Nachwuchses im Hochschulsektor. Die Anzahl der unbefristeten Professuren als potenzielle "Landeplätze" für die Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler bleibe immer weiter zurück. Das verschärfe das Problem des "beruflichen Flaschenhalses".

Zwar hätten Bund und Länder im Juni 2016 mit dem Programm zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses die Einrichtung von 1.000 Tenure-Track-Professuren vereinbart. Die Expertenkommission bezweifelt aber, dass alle Bundesländer in der Lage oder willens seien, die Gesamtfinanzierung des Programms sicherzustellen. Es bestehe die Gefahr, dass die durch den Bund geförderten Tenure-Track-Stellen in vielen Fällen lediglich für vorgezogene Berufungen genutzt werden. Die "Flaschenhalsproblematik" würde dann nicht gelöst, sondern allenfalls zeitlich etwas verschoben und sich in der Folge eventuell sogar verschärfen, gibt die Kommission zu bedenken.

Der stellvertretende Vorsitzende und Hochschulexperte der GEW, Andreas Keller, zeigte sich alarmiert von den Einschätzungen der Expertenkommission. Er rief Bund und Länder auf, das Programm zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses nach Geist und Buchstaben konsequent umzusetzen. "Das bedeutet, dass Mitnahmeeffekte ausgeschlossen werden müssen. Die geförderten Tenure-Track-Professuren müssen in jedem Land und an jeder Hochschule auf Dauer zusätzlich erhalten bleiben und nicht an anderer Stelle gestrichen werden. Nur Hochschulen, die Personalkonzepte für verlässliche Karrierewege vorweisen können und umsetzen, dürfen zum Zuge kommen", mahnte Keller.