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Europäische Bildungsgewerkschaften mit neuer Struktur

Die europäischen Bildungsgewerkschaften werden zukünftig in veränderter Struktur zusammenarbeiten. Der bisher eigenständige europäische Dachverband EGBW wird in die Bildungsinternationale integriert, um eine einheitliche Interessenvertretung in Europa zu schaffen.

Foto: Frederik Destree

Etwa 130 Delegierte europäischer Bildungs- und Lehrergewerkschaften beschlossen auf einer außerordentlichen Generalversammlung am 22. November 2010 in Brüssel mit großer Mehrheit eine neue Satzung, die eine Integration des europäischen Dachverbandes EGBW (englisch: ETUCE - European Trade Union Committee for Education) in die Struktur der Bildungsinternationale ermöglicht.
EGBW/ETUCE wurde 1975 gegründet und vertritt fast 120 Bildungsgewerkschaften mit über fünf Millionen Mitglieder in 28 Staaten Europas. Mit der Entscheidung in Brüssel geht ein mehr als vierjähriger intensiver Konsultations- und Diskussionsprozess über die Bildung einer einheitlichen gewerkschaftlichen Interessenvertretung in Europa zu Ende, der zeitweilig zu heftigen Kontroversen zwischen den Gewerkschaften geführt hatte. Bei der ordentlichen Generalversammlung ein Jahr zuvor in Warschau hatte der vorliegende Satzungsentwurf die erforderliche 2/3-Mehrheit noch knapp verfehlt und so eine Krise hervorgerufen.

Zwar bestand grundsätzliches Einvernehmen unter den Gewerkschaften, Reibungsverluste aufgrund von Doppelstrukturen zu überwinden, die aus der Existenz des seit mehr als drei Jahrzehnten bestehenden EGBW und der erst Anfang der neunziger Jahre gegründeten Bildungsinternationale und ihrer Paneuropäischer Struktur herrührten. Unterschiedliche Auffassungen gab es jedoch in der Frage, wie die Autonomie der europäischen Bildungsgewerkschaften gegenüber der Europäischen Union in einer neuen einheitlichen Struktur gewahrt werden kann.

Die jetzt beschlossene neue Satzung ist ein Kompromiss: Das EGBW wird in die Bildungsinternationale integriert und die bisherigen Doppelstrukturen werden aufgelöst. Die europäischen Gewerkschaften bleiben aber weiterhin autonom in allen europapolitischen Entscheidungen und in der Wahl ihres Europäischen Direktors, der an die Stelle des bisherigen EGBW-Generalsekretärs tritt.

Der GEW-Vorsitzende Ulrich Thöne, der auch Vorstandmitglied des EGBW ist, äußerte die Hoffnung, dass die neue Struktur zu größerer Geschlossenheit und Effizienz in der gewerkschaftlichen Arbeit in Europa führen wird: „Die internationale Wirtschafts- und Finanzkrise ist noch lange nicht überwunden. Gerade jetzt brauchen wir eine starke und einheitliche Interessenvertretung der europäischen Bildungsgewerkschaften, um die Angriffe auf die sozialen Errungenschaften und die öffentlichen Bildungssysteme in Europa abzuwehren.“

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