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Schulpolitische Positionen der GEW

„Alle sollen alles auf umfassende Weise lernen“

Auf der Dritten Regionalkonferenz zur Weiterentwicklung der Schulpolitischen Positionen der GEW ging es um Themen wie Inklusion, Demokratie sowie Digitalisierung.

Die Dritte Regionalkonferenz zur Weiterentwicklung der Schulpolitischen Positionen der GEW befasste sich mit fünf Themen: „Eine Schule für alle“, Qualität von Bildung, „Schlüsselprobleme in der Schule der Zukunft“, Schule als Ort von Demokratie sowie Digitalisierung. 80 Delegierte der Landesverbände Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Saarland und Sachsen trafen sich in Nürnberg.

„Wir müssen Medienkompetenz größer denken.“ (Martina Schmerr)

„Wir müssen Medienkompetenz größer denken.“ Es gehe darum, die Transformation der Gesellschaft zu reflektieren und zu überlegen, „was brauchen junge Menschen in den nächsten 20 Jahren“. Martina Schmerr, Referentin für Schule beim GEW-Hauptvorstand, umschrieb so eines der Ergebnisse aus dem Workshop zur Digitalisierung.

Weiteres Ergebnis: „Digitalisierung muss einen Mehrwert haben, für die Lehrkräfte-Arbeit wie auch für die Pädagogik“, erklärte Schmerr. Bereits im September 2022 und im Juni 2023 wurde auf einer Regionalkonferenz diskutiert, wie die gut 20 Jahre alten Schulpolitischen Positionen der Gewerkschaft zu aktualisieren sind.

Schulsystem in Frage stellen

Zu Beginn referierte Professor Marcel Helbig, Sozialwissenschaftler am Leibnitz-Institut für Bildungsverläufe in Bamberg. „Wie Zuwanderung, Inklusion, soziale Spaltung und Lehrermangel das bestehende Schulsystem in Frage stellen“, lautete sein Thema. Helbig zeigte auf, dass Grundschulen und nicht-gymnasiale Schulformen weitaus stärker belastet sind als Gymnasien.

Groß sei etwa die Kluft, wenn der Anteil von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf betrachtet wird. An nicht-gymnasialen Schulformen lag dieser Anteil 2021/22 je nach Bundesland zwischen vier und zwölf Prozent - während er an Gymnasien höchstens ein Prozent betrug. Ähnliches gelte für den Anteil an Schüler*innen mit Migrationshintergrund.

„Das ist das Gegenteil von Bildungsgerechtigkeit.“ (Marcel Helbig)

Gleichzeitig sei der Lehrkräftemangel an Grundschulen, Realschulen und Gesamtschulen deutlich größer als an Gymnasien. „Das ist das Gegenteil von Bildungsgerechtigkeit“, unterstrich Helbig. Kommunen, Länder, Stiftungen und Bund versuchten zwar gegenzusteuern. Doch hätten die Akteure ihre Programme nicht aufeinander abgestimmt. Zudem seien die bereitgestellten Mittel zu gering. Das Startchancenprogramm von Bund und Ländern, das 4.000 benachteiligte Schulen fördern will, sei „ein Tropfen auf den heißen Stein“.  

Lehrkräfte oft unzufrieden

Professorin Nina Bremm, Erziehungswissenschaftlerin an der Uni Erlangen-Nürnberg, sprach über „Schule im Krisenmodus“. An benachteiligten Schulen in armen Regionen sei die berufliche Unzufriedenheit der Lehrkräfte oftmals groß. Dort werde nichts mehr ausprobiert. „Eine wirkungsorientierte Schulentwicklung ist dort nicht zu finden“, unterstrich die Hochschullehrerin.

Hilfe von außen, etwa durch die Schulaufsicht oder „Unterstützungssysteme“, sei erforderlich. Diese könnten Impulse setzen, damit die Schule von anderen Bildungseinrichtungen lernen könne. Dazu gehöre, Fehler zu machen. Problem sei: Unser Bildungssystem sei traditionell darauf ausgelegt, „dass Vorgaben eingehalten werden“. Ausprobieren und Fehler machen – „learning from variation“ - sei nicht vorgesehen. Dies gelte es zu ändern.

„Der Grundgedanke von ‚Eine Schule für alle‘ ist bereits über 400 Jahre alt.“ (Anja Bensinger-Stolze)

Anja Bensinger-Stolze, beim GEW-Hauptvorstand zuständig für Schule, erklärte: „Der Grundgedanke von ‚Eine Schule für alle‘ ist bereits über 400 Jahre alt.“ So habe der tschechische Gelehrte Johann Amos Comenius bereits im 17. Jahrhundert plädiert: „Alle sollen alles auf umfassende Weise lernen.“ Für 2024 plant die GEW eine bundesweite Abschlusskonferenz in Dresden. Die neuen Schulpolitischen Positionen werden auf dem Gewerkschaftstag 2025 verabschiedet.